Der Gräber Ueberschrift ist sehr dein Werk gewesen;
Doch jedes Mal zu lang, und dies ist nicht erlaubt:
Die eine Hälfte, Freund, wird nimmermehr geglaubt,
Die andre nimmermehr gelesen.
An einen Verfasser weitläuftiger Grabschriften
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An einen Verfasser weitläuftiger Grabschriften“ von Friedrich von Hagedorn ist eine pointierte Kritik an übermäßig ausführlichen Grabschriften. Es handelt sich um ein kurzes, prägnantes Gedicht, das sich durch seinen humorvollen Ton und seine klare Botschaft auszeichnet. Der Autor richtet sich direkt an den Verfasser der Grabschriften und spricht ihn mit „Freund“ an, wodurch eine persönliche, fast schon vertraute Ebene geschaffen wird, die den anschließenden Tadel umso wirkungsvoller macht.
Der Kern der Kritik liegt in der Feststellung, dass die Grabschriften des Verfassers zu lang sind. Hagedorn argumentiert, dass dies in doppelter Hinsicht problematisch ist. Zum einen wird „die eine Hälfte“ einer langen Grabschrift niemals geglaubt. Dies deutet darauf hin, dass die Übertreibungen oder übertriebenen Lobeshymnen in den Schriften nicht ernst genommen werden. Zum anderen, und das ist vielleicht sogar noch schwerwiegender, wird „die andre Hälfte nimmermehr gelesen“. Die Länge der Texte führt also dazu, dass sie von den Lesern schlichtweg ignoriert werden.
Die Stärke des Gedichts liegt in seiner Einfachheit und Direktheit. Die Sprache ist klar und verständlich, ohne überflüssige Ausschmückungen. Der Reim (gewesen/gelesen, erlaubt/geglaubt) unterstützt die Prägnanz und verleiht dem Gedicht einen gewissen Charme. Die Wahl der Worte und die Struktur des Gedichts sind so angelegt, dass die Botschaft sofort erfassbar ist. Es ist eine praktische und wirkungsvolle Kritik an einem bestimmten Schreibstil.
Die Bedeutung des Gedichts liegt in seiner zeitlosen Gültigkeit. Auch heute noch kann die Botschaft auf viele Bereiche der Kommunikation übertragen werden, sei es in der Literatur, in der Werbung oder in anderen Formen der Selbstdarstellung. Übermäßige Länge und übertriebene Lobpreisungen führen oft dazu, dass die eigentliche Botschaft verloren geht oder gar unglaubwürdig wirkt. Das Gedicht mahnt zu Kürze, Klarheit und Authentizität, da nur so die gewünschte Wirkung erzielt werden kann.
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Lizenz und Verwendung
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