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An eine Freundin bei Übersendung einer Anzahl Rätsel und Charaden

Von

Nehmet das denn au,
liebe, frummi Frau!
‘s grotet just nit eins wie’s ander,
Chorn und Spreu isch unterenander.
Leset’s Fürnehmst us,
‘s isch, cha si, ne Fund;
‘s ander strichet us.
Gott erhalt ich gsund,
und Gott schenkich alliwil
liebi süeßi Freude viel!

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Gedicht: An eine Freundin bei Übersendung einer Anzahl Rätsel und Charaden von Johann Peter Hebel

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An eine Freundin bei Übersendung einer Anzahl Rätsel und Charaden“ von Johann Peter Hebel ist eine charmante, fast beiläufige Widmung, die dem Leser einen Einblick in die Beziehung des Dichters zu seiner Freundin und in seine Wertschätzung für sie gewährt. Es ist in einer einfachen, volksliedhaften Sprache gehalten, die durch den Dialekt (vermutlich alemannisch) eine Vertrautheit und Wärme ausstrahlt. Die Verse sind leichtfüßig und humorvoll, wobei die scheinbare Unvollkommenheit der Rätsel und Charaden selbst zum Gegenstand des Gedichts wird.

Der Dichter präsentiert seiner Freundin eine Sammlung von Rätseln und Charaden. Er bittet sie, diese anzunehmen und aufmerksam zu lesen. Der Vergleich mit „Chorn und Spreu“, also Korn und Spreu (Getreidehalme), deutet an, dass die Sammlung eine Mischung aus Gutem und weniger Gutem enthält. Er räumt ein, dass nicht alles von gleicher Qualität ist. Dies ist ein Hinweis auf die menschliche Natur, dass nicht alles perfekt ist, aber auch eine Aufforderung, das Wertvolle zu erkennen und das Unbrauchbare zu verwerfen. Die Formulierung „Leset’s Fürnehmst us, ’s isch, cha si, ne Fund; ’s ander strichet us“ zeigt die pragmatische und gleichzeitig liebevolle Haltung des Dichters.

Am Ende des Gedichts schließt Hebel seine Darbietung mit einem Gebet und einem Wunsch ab. Er bittet Gott um Gesundheit und wünscht seiner Freundin „liebi süeßi Freude viel!“. Dies ist ein Ausdruck von Zuneigung und Wertschätzung, der die leichte, verspielte Stimmung des Gedichts durch eine persönliche Note abrundet. Es ist ein Wunsch nach Glück und Freude, der über die bloße Darbietung der Rätsel hinausgeht und die Tiefe der Verbindung zwischen dem Dichter und seiner Freundin erahnen lässt.

Die Bedeutung des Gedichts liegt weniger in der Raffinesse der Rätsel selbst als in der Art und Weise, wie Hebel sie darbietet. Die bescheidene Selbsteinschätzung des Dichters, die liebevolle Ansprache an seine Freundin und die warmherzigen Wünsche machen das Gedicht zu einem kleinen, persönlichen Kunstwerk. Es ist ein Zeugnis einer aufrichtigen Zuneigung und einer einfachen, aber tiefgründigen Wertschätzung für die Freuden des Lebens.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.