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An die Freunde

Von

Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen,
Die tausend Ströme durch das duftge Land,
Es zieht uns all zu seinen Zauberkreisen. –
Wem Gottesdienst in tiefster Brust entbrannt,
Der sieht mit Wehmut ein unendlich Reisen
Zu ferner Heimat, die er fromm erkannt:
Und was sich spielend wob als irdsche Blume,
Wölbt still den Kelch zum ernsten Heiligtume.

So schauet denn das buntbewegte Leben
Ringsum von meines Gartens heitrer Zinn,
Daß hoch die Bilder, die noch dämmernd schweben –
Wo Morgenglanz geblendet meinen Sinn –
An eurem Blick erwachsen und sich heben.
Verwüstend rauscht die Zeit darüber hin;
In euren treuen Herzen neu geboren,
Sind sie im wilden Strome unverloren.

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Gedicht: An die Freunde von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Freunde“ von Joseph von Eichendorff ist eine Reflexion über die Vergänglichkeit der Jugend und die Suche nach bleibenden Werten, verpackt in eine romantische Naturmetaphorik. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung der Jugend als Zeit des Glanzes und der Sehnsucht, die uns in ihren Bann zieht. Der Dichter wendet sich an seine Freunde und ruft ihnen zu, Zeugen seiner Erfahrungen zu sein. Er beschreibt, wie die Welt der Jugend von den Strömen der Sehnsucht durchzogen ist. Das Gedicht thematisiert die Vergänglichkeit, doch der Dichter tröstet sich mit dem Gedanken, dass die Erinnerungen und Erlebnisse in den Herzen der Freunde fortleben.

Im zweiten Teil des Gedichts wendet sich der Dichter direkt an seine Freunde. Er lädt sie ein, das bunte Leben ringsum von seinem „Garten“ aus zu betrachten. Der Garten dient als Metapher für die innere Welt des Dichters, in der die Erfahrungen der Jugend als Bilder in Erinnerung gehalten werden. Die Metapher des „Gartens“ deutet auf Geborgenheit und das Reflektieren der äußeren Welt von einem sicheren Ort aus. Der Dichter drückt die Hoffnung aus, dass diese Bilder, die „dämmernd schweben“, durch die Freundschaft eine neue Bedeutung und Form erhalten. Die Freunde werden zu den Hütern und Verklärern der Erinnerungen. Der „Morgenglanz“, der den Sinn blendet, deutet auf die Verblendung durch jugendliche Ideale hin, die im Laufe der Zeit kritischer betrachtet werden.

Die zentrale Botschaft des Gedichts ist die Unbeständigkeit der Zeit, die „verwüstend rauscht“. Doch trotz des Vergessens, das die Zeit mit sich bringt, werden die Erlebnisse durch die Freundschaft unsterblich. Die Freunde werden zum Anker für die Erinnerungen, indem sie diese „in euren treuen Herzen neu geboren“ erleben. Dieser Akt der Wiedergeburt in den Herzen der Freunde sichert, dass diese „im wilden Strome unverloren“ bleiben. Das Gedicht feiert somit die Kraft der Freundschaft als ein Bollwerk gegen die Vergänglichkeit und als eine Quelle der Ewigkeit, in der die Erinnerungen in den Herzen der Freunde weiterleben.

Eichendorffs Sprache ist geprägt von romantischen Bildern und Metaphern. Die „Ströme“, die „Zauberkreise“, die „irdsche Blume“ und der „Garten“ sind Beispiele für diese bildhafte Sprache, die die Schönheit und Flüchtigkeit der Jugend erfassen. Der „Gottesdienst“ in der ersten Strophe deutet auf einen tieferen, spirituellen Sinn hin, der mit dem „unendlichen Reisen“ zur „fernen Heimat“ verbunden ist. Dieser religiöse Unterton, verbunden mit der Naturverbundenheit und der Betonung der Freundschaft, ist typisch für die Romantik.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.