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An die Freude (II)

Von

Freude, Göttin edler Herzen!
Höre mich.
Laß die Lieder, die hier schallen,
Dich vergrößern, dir gefallen:
Was hier tönet, tönt durch dich.

Muntre Schwester süßer Liebe!
Himmelskind!
Kraft der Seelen! Halbes Leben!
Ach! was kann das Glück uns geben,
Wenn man dich nicht auch gewinnt?

Stumme Hüter todter Schätze
Sind nur reich.
Dem, der keinen Schatz bewachet,
Sinnreich scherzt und singt und lachet,
Ist kein karger König gleich.

Gib den Kennern, die dich ehren,
Neuen Muth,
Neuen Scherz den regen Zungen,
Neue Fertigkeit den Jungen,
Und den Alten neues Blut.

Du erheiterst, holde Freude!
Die Vernunft.
Flieh′, auf ewig, die Gesichter
Aller finstern Splitterrichter
Und die ganze Heuchlerzunft!

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Gedicht: An die Freude (II) von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Freude (II)“ von Friedrich von Hagedorn ist eine Ode an die Freude, die als Quelle von Glück, Kreativität und Vitalität gepriesen wird. Es ruft die Freude als „Göttin edler Herzen“ und „Himmelskind“ an und betont ihre essenzielle Rolle im menschlichen Leben. Der Dichter bittet die Freude, seine Lieder anzunehmen und zu inspirieren, wodurch die tiefe Verbundenheit zwischen der Freude und der Kunst zum Ausdruck gebracht wird. Die ersten beiden Strophen etablieren die Freude als zentralen Wert, der das Leben bereichert und ihm Sinn verleiht.

Die zweite Strophe, die die Freude als „Muntre Schwester süßer Liebe“ bezeichnet, hebt ihre untrennbare Verbindung mit der Liebe hervor. Ohne die Freude, so impliziert das Gedicht, ist das Glück unvollständig. Es stellt auch einen Kontrast zwischen dem materiellen Reichtum, der in den „stummen Hütern todter Schätze“ verkörpert wird, und dem immateriellen Reichtum der Freude her. Der wahre Reichtum besteht im Lachen, Singen und Scherzen, die durch die Freude ermöglicht werden, und ist somit wertvoller als irdische Güter. Dies unterstreicht die humanistische Perspektive des Gedichts.

In der dritten Strophe wird die Freude als Inspirationsquelle für verschiedene Lebensbereiche dargestellt. Sie verleiht den „Kennern“ neuen Mut, den „Zungen“ neuen Scherz, den „Jungen“ neue Fertigkeit und den „Alten“ neues Blut. Dies deutet an, dass die Freude in jedem Lebensabschnitt und in jedem Bereich der menschlichen Tätigkeit von Bedeutung ist. Die Freude erneuert und beflügelt gleichermaßen, was die umfassende und universelle Natur der Freude als Lebenselixier betont.

Die letzte Strophe wendet sich gegen Heuchelei und Finsternis und betont die positiven Auswirkungen der Freude auf die Vernunft. Die Freude erhellt die Vernunft und treibt jegliche Form von Negativität in die Flucht. Die ständige Flucht der „finstern Splitterrichter“ und der „Heuchlerzunft“ unterstreicht die Opposition zwischen der Freude und all jenen, die das Leben durch ihre negative Haltung belasten. Das Gedicht endet mit einem Appell für die Freude als Quelle von Glück, Inspiration und Vitalität.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.