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An die Feinde des Königs

Von

Wie lange schwingt die rasende Megäre
Die Fackel? Götter dieser Welt,
Warum verfolgt ihr ihn, zu seiner eignen Ehre,
Den unbezwungnen Held?

Ists möglich? machen euch so viel Gefahren,
Mit welchen ihr ihn ringen saht,
So viele Kronen, die mit Blut zu kaufen waren,
So manche Götterthat,

So manch von ihm zertretnes Ungeheuer
Nicht wieder zur Versöhnung Lust?
So lange loderte der Rache schwarzes Feuer
In keines Gottes Brust.

Als Herkuls Arm den Löwen erst erdrückte,
Der in Nemäens Felsen lag,
Und, mit der Panzerhaut bedeckt, sein Rachschwerdt zückte,
Und schnell, und Schlag auf Schlag,

Der Hydra, die ihn zu ermüden wagte,
Ihr immerwachsend Leben nahm,
Obgleich die Fersen ihm ein kriechend Seethier nagte,
Das gieng und wiederkam;

Und dann die falsche Brut der Stymphaliden,
Die wild aus ehrnen Schnäbeln schrien,
Mit ehrnen Klauen raubten, und den Kampf vermieden,
Aus Sumpf und Busch zu ziehn

Ein Mittel traf; (denn diese zu erlegen,
War nur ein Spiel für Herkuls Hand;)
Und drauf aus Thrazien die Rosse, die den Segen
Der Felder weggebrannt,

Und flammenathmend in die Hütten drangen,
Und ihren Schlund, das offne Grab,
Mit Menschen fülleten, lebendig aufgefangen
Dem wilde Viche gab:

Da sank der Zorn der reuerfüllten Götter;
Und Juno, frey von Rachbegier,
Brach aus: Sohn Jupiters, der Sterblichen Erretter,
O! mehr ein Gott, als wir!

Geneuss, geneuss der Ruh, die dir entzogen,
Seit ich diess Feuer angefacht,
Und alle Himmlischen, durch meine Wut betrogen,
Auf dich entbrannt gemacht!

Geneuss der Opfer, die von beiden Enden
Der Erde, künftig jedermann
Dir bringen wird, nicht uns! und nimm von meinen Händen
Den ersten Nektar an.

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Gedicht: An die Feinde des Königs von Karl Wilhelm Ramler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Feinde des Königs“ von Karl Wilhelm Ramler ist eine leidenschaftliche Anklage gegen die Feinde eines Königs, die von einer tiefen Bewunderung für den Helden geprägt ist. Ramler verwendet eine rhetorische Frage, um die Absurdität der anhaltenden Feindschaft und Verfolgung des Königs zu verdeutlichen. Die Frage nach der Länge der „Fackel“ der „rasenden Megäre“ deutet auf die anhaltende Wut und den Hass der Feinde hin und stellt gleichzeitig eine Allegorie für die Zerstörung dar, die sie anrichten.

Der Dichter vergleicht den König mit Herkules, einem Helden aus der griechischen Mythologie, der durch seine heldenhaften Taten Ungeheuer besiegte und somit der Menschheit diente. Die detaillierte Aufzählung der Heldentaten des Königs, wie die Bezwingung von Ungeheuern und die Eroberung von Kronen, erinnert an die zwölf Aufgaben des Herkules. Ramler stellt rhetorische Fragen, ob all diese Errungenschaften nicht zur Versöhnung der Feinde führen, und deutet damit an, dass die anhaltende Feindschaft unvernünftig und ungerechtfertigt ist. Die Verwendung von Bildern aus der griechischen Mythologie verleiht dem Gedicht eine epische Größe und unterstreicht die übermenschlichen Fähigkeiten des Königs.

Der Wendepunkt im Gedicht kommt mit der Schilderung des Zorns der Götter, die schließlich zur Erkenntnis gelangen, dass der König ein wahrhaft großer Held ist. Juno, die zuvor Herkules verfolgt hatte, spricht eine Lobeshymne auf den König aus und erkennt seine göttliche Natur an. Dieser Umschwung verdeutlicht die Botschaft des Gedichts: Selbst die Götter, die anfänglich gegen den Helden waren, erkennen letztendlich seine Größe und seinen Wert an. Die letzten Strophen sind ein direkter Appell an den König, die verdiente Ruhe zu genießen, und gleichzeitig eine Entschuldigung des Dichters, der durch seine eigene „Wut“ die Feinde erst entfacht hat.

Die Sprache Ramlers ist gehoben und feierlich, geprägt von rhetorischen Fragen, Anrufungen und Vergleichen mit mythologischen Figuren. Dies unterstreicht die Verehrung des Dichters für den König und verleiht dem Gedicht eine pathetische Note. Die Metaphorik, insbesondere die Verwendung von Bildern wie „Fackel“, „Ungeheuer“ und „Kronen“, trägt zur Dramatik des Gedichts bei und macht die Botschaft eindringlich. Ramler nutzt seine sprachliche Virtuosität, um die Größe des Königs zu preisen und die Feinde zu verurteilen, während er gleichzeitig eine tiefe menschliche Erfahrung von Anerkennung und Versöhnung zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.