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An die Conventionellen

Von

Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt,
Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh;
Längst hab ich von den Schuhen ihn geschüttelt,
Den grauen Schulstaub eurer Poesie!

Ich hab mich umgesehn in meinem Volke
Und meiner Zeit bis tief ins Herz geschaut
Und nächtlich ist aus dunkler Wetterwolke
Ein heilig Feuer in mein Lied gethaut.

Nun ruf ich zu des Himmels goldnen Kronen:
Dreimal verflucht sei jegliche Dressur!
Zum Teufel eure kindischen Schablonen!
Ich bin ein Mensch, ich bin ein Stück Natur!

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Gedicht: An die Conventionellen von Arno Holz

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Conventionellen“ von Arno Holz ist ein kraftvoller Aufruf zur künstlerischen Freiheit und ein Protest gegen die Konventionen und erstarrten Formen der etablierten Poesie. Der Autor wendet sich direkt an die Vertreter des traditionellen Geschmacks und kritisiert deren Einfluss auf sein Denken und Schaffen. Der Titel selbst deutet auf eine Auseinandersetzung mit denjenigen hin, die sich an überholten Regeln orientieren.

Die ersten vier Verse drücken die Ablehnung der klassischen Vorgaben und des akademischen Denkens aus. Die Metapher des „gebüttelten“ Hirns und des „grauen Schulstaubs“ verdeutlicht die Enge und Beschränktheit, die der Dichter erfahren hat. Er vergleicht sich nicht länger mit dem „lieben Vieh“, das passiv Anweisungen folgt, sondern hat sich von den Fesseln der alten Regeln befreit. Durch die Metapher des „Schüttelns“ der Schuhe drückt er seinen Abschied von den konventionellen Einflüssen aus.

In den folgenden vier Versen erfolgt eine Hinwendung zur eigenen Wahrnehmung und zur Realität. Holz bezieht sich auf die Erfahrungen, die er im „Volke“ und in seiner Zeit gesammelt hat. Er blickt „bis tief ins Herz“ und beschreibt, wie diese Auseinandersetzung zu einem neuen, kreativen Impuls geführt hat, einem „heiligen Feuer“, das in sein Lied hineingeschmolzen ist. Dieses Feuer symbolisiert die Inspiration, die aus der Auseinandersetzung mit der Welt und den eigenen Erfahrungen erwächst.

Der letzte Teil des Gedichts ist ein machtvoller Aufschrei gegen die Bevormundung. Holz verflucht „jegliche Dressur“ und „kindische Schablonen“ und bekennt sich zur Natur und zur eigenen Individualität. Er beansprucht für sich das Recht, als Mensch und als „Stück Natur“ frei zu sein und sich nicht an vorgegebene Regeln zu halten. Die Verwendung von kraftvollen Ausdrücken wie „Dreimal verflucht“ und „Zum Teufel“ unterstreicht die Vehemenz seiner Ablehnung und seinen Wunsch nach einer neuen, authentischen Kunst.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.