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An den Doctor Logus

Von

Wie leicht beschämst du den Macrin!
Wie schwach sind seine Kleinigkeiten,
Wann deine Waffen sie bestreiten,
Und mit Soriten überziehn.
Allein zu oft besiegst du ihn.
Man muß, und dieses nur weiß Doctor Logus nicht,
Nicht immer klüger sein, als der, womit man spricht.

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Gedicht: An den Doctor Logus von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den Doctor Logus“ von Friedrich von Hagedorn ist eine satirische Auseinandersetzung mit der Eitelkeit und den vermeintlichen intellektuellen Leistungen eines Gelehrten, hier namentlich des Doctor Logus. Die ersten vier Verse skizzieren ein Bild der Überlegenheit, in der Logus einen Gegenspieler, „Macrin“, leicht demütigt. Dies geschieht durch den Einsatz von Logik und Argumentation, repräsentiert durch die „Soriten“, eine komplexe Form des logischen Schlussfolgerns. Der Dichter hebt hervor, wie schwach Macrins Argumente im Vergleich zu Logus‘ „Waffen“ sind.

Die eigentliche Pointe und die Kritik Hagedorns enthüllt sich jedoch im zweiten Teil des Gedichts. Hier wird dem Leser mitgeteilt, dass Logus letztendlich einen Fehler begeht: Er ist zu oft zu schlau. Die Zeile „Man muß, und dieses nur weiß Doctor Logus nicht,“ ist entscheidend. Sie verdeutlicht, dass Logus in seiner intellektuellen Überlegenheit die wichtigste Erkenntnis übersieht: Manchmal ist es sinnvoller, weniger schlau zu sein als der Gesprächspartner. Die Fähigkeit, sich auf das Niveau des anderen herabzulassen oder zumindest zu verstehen, wird hier als wichtiger als bloße intellektuelle Überlegenheit dargestellt.

Die Ironie des Gedichts liegt darin, dass Logus gerade durch sein Wissen und seine Fähigkeiten scheitert. Er verkennt die menschliche Natur und die Notwendigkeit, sich in der Kommunikation auf Augenhöhe zu begeben. Hagedorn kritisiert damit eine bestimmte Art von Gelehrsamkeit, die sich in der Überlegenheit sonnt und die Fähigkeit zur Empathie und zur einfachen Verständlichkeit verliert. Das Gedicht kann somit als Appell für Bescheidenheit und soziale Intelligenz verstanden werden.

Der letzte Vers verstärkt diese Botschaft noch. Er ist sowohl eine Feststellung als auch ein humorvoller Seitenhieb auf Logus. Er zeigt, dass Logus in seinem Eifer, sich als klug darzustellen, die wesentlichen Aspekte menschlicher Interaktion außer Acht lässt. Das Gedicht zeigt also nicht nur die Schwächen des Gegners Macrin, sondern auch die des Doctor Logus selbst auf. Durch diesen subtilen Ansatz gelingt es Hagedorn, eine tiefgründige Kritik an der Überheblichkeit und der intellektuellen Selbstgefälligkeit zu üben.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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