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Amen

Von

Verwestes gleitend durch die morsche Stube;
Schatten an gelben Tapeten; in dunklen Spiegeln wölbt
Sich unserer Hände elfenbeinerne Traurigkeit.

Braune Perlen rinnen durch die erstorbenen Finger.
In der Stille
Tun sich eines Engels blaue Mohnaugen auf.

Blau ist auch der Abend;
Die Stunde unseres Absterbens, Azraels Schatten,
Der ein braunes Gärtchen verdunkelt.

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Gedicht: Amen von Georg Trakl

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Amen“ von Georg Trakl ist eine düstere und beklemmende Reflexion über Verfall, Tod und die Vergänglichkeit des Lebens. Es zeichnet ein Bild von Verwesung und dem nahen Tod, das durch beklemmende Bilder und eine gedämpfte, fast flüsternde Sprache erzeugt wird. Die wenigen Bilder, die Trakl verwendet, sind stark und symbolträchtig, wobei die Verwendung von Farben wie „gelb“, „braun“ und „blau“ eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der Atmosphäre spielt.

Die erste Strophe eröffnet das Gedicht mit einer Szene des Zerfalls: „Verwestes gleitend durch die morsche Stube“. Dies etabliert sofort einen Ton der Hoffnungslosigkeit und des Verfalls. Die „Schatten an gelben Tapeten“ und die „elfenbeinerne Traurigkeit“ der Hände, die sich in dunklen Spiegeln wölben, verstärken dieses Bild des Zerfalls und der Melancholie. Die Beschreibung des Raumes und der darin befindlichen Figuren suggeriert eine Atmosphäre der Isolation und des inneren Leidens. Die „braunen Perlen“, die durch die Finger rinnen, könnten eine Metapher für das Verstreichen der Zeit oder das Dahinscheiden des Lebens sein.

Die zweite Strophe enthält ein Element der Hoffnung, die jedoch sofort wieder von der beklemmenden Atmosphäre des Gedichts erstickt wird. Die „blauen Mohnaugen“ eines Engels, die sich in der Stille öffnen, könnten als ein flüchtiger Moment der Erlösung oder des Trostes interpretiert werden. Der Kontrast zwischen der Stille und dem Auftauchen des Engels deutet auf eine transzendente Erfahrung hin, die jedoch in der Gesamtwirkung des Gedichts nicht dominiert.

Die letzte Strophe greift die Farbgebung und die Themen des Todes noch einmal auf. „Blau ist auch der Abend“, was die Melancholie und das Ende des Tages, aber auch des Lebens, widerspiegelt. Die „Stunde unseres Absterbens“ wird direkt angesprochen, gefolgt von dem „Schatten“ Azraels, des Engels des Todes. Das „braune Gärtchen“, das verdunkelt wird, könnte das Grab oder ein Symbol für das vergängliche Leben an sich sein. Das Gedicht endet somit mit einer eindringlichen Feststellung der Unausweichlichkeit des Todes.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.