Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , ,

Am Rheine

Von

Abend sinkt mit seinem Frieden
Auf die Berge, in das Thal –
Holdes Bild! das mir beschieden
Ist, im letzten Tagesstrahl!

An den blauen, duft′gen Höhen
Dehnt sich glühend dort im West –
Eines Grußes letztes Wehen –
Noch des Abendgoldes Rest.

Und des Stromes glatte Bahnen
Kaum die Welle mehr bewegt,
Läßt die ew′ge Macht nur ahnen,
Die ihn rastlos weiter trägt!

An des Himmels fernsten Räumen
Selbst die Wolke zögert still,
Harrend, ob mit goldnen Säumen
Sie das Mondlicht kränzen will.

Friede! süßes Glück von Oben!
Welch′ ein Zauber dich umflicht!
Hemmst des Stromes wildes Toben,
Bannst in Ruhe Luft und Licht.

Und mein Herz, es wird so milde,
Wird so stille, wie noch nie,
Fühlt sich mit dem sanften Bilde
Ganz in reinster Harmonie.

Wenn so jeder Wunsch kann schweigen,
In der Brust, die menschlich fühlt,
Jede Sehnsucht muß erbleichen
Von der Ruhe Glück umspielt.

Darf nur einen Wunsch entbieten
Noch des reichen Herzens Schlag:
Daß es stets in gleichem Frieden
Solch ein Bild genießen mag!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Am Rheine von Luise Büchner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Rheine“ von Luise Büchner beschreibt eine idyllische Abendstimmung am Rhein und die damit einhergehende innere Ruhe und Harmonie der sprechenden Person. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung der eintretenden Abenddämmerung, die eine friedliche Atmosphäre über die Berge und das Tal legt. Der „letzte Tagesstrahl“ erzeugt ein „holdes Bild“, das die Dichterin ergreift und in den Bann zieht.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Landschaft detaillierter betrachtet. Die „blauen, duft′gen Höhen“ und das glühende Abendrot im Westen werden beschrieben, ebenso wie der ruhige Fluss, dessen Wellen kaum mehr bewegt sind. Auch die Wolken am Himmel, die auf das Mondlicht warten, werden erwähnt. Diese Naturbetrachtung dient als Spiegelbild der inneren Verfassung der Dichterin: Die Ruhe der Natur korrespondiert mit der Stille und Milde in ihrem Herzen. Das „wilde Toben“ des Stromes wird „gebann[t]“ und die Luft und das Licht sind in „Ruhe“. Dies überträgt sich auf das lyrische Ich, das sich ebenfalls in einem Zustand des Friedens und der Harmonie befindet.

Die zentrale Botschaft des Gedichts liegt in der Erfahrung von Frieden und Harmonie, die durch die Betrachtung der Natur ausgelöst wird. Die Dichterin fühlt sich mit dem sanften Bild der Abendlandschaft „ganz in reinster Harmonie“. Alle Wünsche scheinen zu schweigen und jede Sehnsucht erbleicht im Angesicht der Ruhe. Lediglich ein Wunsch bleibt übrig: das andauernde Genießen dieses Friedensbildes. Das Gedicht ist somit eine Huldigung an die beruhigende Wirkung der Natur und ein Plädoyer für die Fähigkeit, im Einklang mit der Umwelt und dem eigenen Inneren zu leben.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von einer einfachen, melodischen Reimstruktur (ABAB) und einer klaren, bildhaften Sprache. Büchner verwendet sanfte, beschreibende Worte, die die Ruhe und den Frieden der Szenerie widerspiegeln. Die Verwendung von Adjektiven wie „blauen“, „duft′gen“, „glühend“ und „sanften“ verstärkt die sinnliche Wahrnehmung und trägt zur Erzeugung der idyllischen Stimmung bei. Die Metaphern, wie das „Hemmen des wilden Tobens“ des Stromes und das „Erbleichen der Sehnsucht“, unterstreichen die transformative Kraft des erlebten Friedens.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.