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Am Ende

Von

Jedoch was klag ich dir?
Dir ist mein Leid erkannt.
Was will ich dir entdecken,
Was du viel besser weißt:
Die Schmerzen, die mich schrecken,
Die Wehmut, die mich beißt,
Und daß ich meinem Ziel
mit Winseln zugerannt?

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Gedicht: Am Ende von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Ende“ von Andreas Gryphius ist ein kurzer, intensiver Ausdruck der Verzweiflung und des Scheiterns. Es beginnt mit einer rhetorischen Frage, die bereits die aussichtslose Lage des Sprechers offenbart. Die Verwendung des Wortes „Jedoch“ signalisiert einen Bruch, eine Abkehr von einer vorherigen Haltung oder Hoffnung. Der Sprecher richtet sich an eine unbekannte „dir“, vermutlich eine Gottheit, das Schicksal oder eine andere Person, die über das Leid des Sprechers bereits informiert ist. Dies deutet auf eine tiefe Resignation und die Erkenntnis, dass die eigene Situation bereits bekannt und unveränderlich ist.

Der folgende Abschnitt vertieft diese Resignation. Der Sprecher fragt, was er überhaupt noch erzählen soll, da das „dir“ bereits alles weiß. Diese Wiederholung unterstreicht die Ausweglosigkeit und die Sinnlosigkeit, sein Leid zu beschreiben. Die Aufzählung der „Schmerzen“, der „Wehmut“, die ihn „beißt“, und die Tatsache, dass er seinem „Ziel / mit Winseln zugerannt?“ ist, verdeutlichen das Ausmaß des Leids. Das Wort „Winseln“ impliziert ein Gefühl der Schwäche und des Versagens, ein verzweifeltes Anflehen, das letztlich keinen Erfolg hatte.

Die Verwendung von direkten, einfachen Worten und kurzen Sätzen verstärkt die emotionale Wirkung. Gryphius verzichtet auf kunstvolle Bilder und Metaphern, um die schlichte Wahrheit des Schmerzes zu betonen. Die Struktur des Gedichts ist klar und prägnant, wodurch die Botschaft schnell und unmittelbar erfahrbar wird. Der Sprecher scheint am Ende seiner Kräfte und Möglichkeiten angelangt zu sein, er hat sein Ziel erreicht – aber das Ziel ist offenbar ein schmerzhaftes, ein Unglück, das er nun nur noch klagen kann.

Das Gedicht ist somit eine eindringliche Reflexion über menschliches Leid, das Scheitern und die Sinnlosigkeit des Klagens, wenn die eigene Situation bereits erkannt und unveränderlich ist. Es ist ein Zeugnis der Erfahrung des Dreißigjährigen Krieges, der Verlust von Hoffnung und die Gewissheit des Todes. Der Sprecher ist in einer Spirale des Schmerzes gefangen und scheint keine Hoffnung auf Besserung mehr zu haben. Es ist ein tief melancholisches Gedicht, das von einem Gefühl der Verlorenheit und Verzweiflung geprägt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.