Ja — meine Sonnenkälber
Sind mit Öl begossen,
Sind naß wie Badelaken
Und erweichte Schrippen.
Ich weiß mit diesen feuchten
Märchenweltschleimtieren
Nichts anzufangen — nichts.
Solche alten Späße
Sind doch eigentlich abscheulich.
Alter Spass
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Alter Spaß“ von Paul Scheerbart präsentiert eine erfrischend abweisende Haltung gegenüber konventionellen, scheinbar alterslosen „Späßen“. Der Autor, der sich selbst als Erzähler positioniert, drückt zunächst eine Art Ekel aus, was bereits im Titel angedeutet wird. Er verwendet ungewöhnliche Bilder und Metaphern, um seine Abneigung zu verstärken.
Die ersten Zeilen beschreiben „Sonnenkälber“, die mit Öl begossen sind und sich in einem Zustand der Feuchtigkeit und Erweichung befinden. Diese Bilder, die an Schwamm- oder Badelaken erinnern, erzeugen ein Gefühl von Widerwillen, was durch die anschließenden, abschätzigen Worte verstärkt wird. Die Erwähnung von „feuchten Märchenweltschleimtieren“ ist eine deutliche Ablehnung von Fantasie und Kindlichkeit und unterstreicht Scheerbarts Abneigung gegen das Konventionelle. Die Art der Metaphern und des Wortschatzes deutet auf einen radikalen Bruch mit traditionellen, romantischen oder gar idyllischen Vorstellungen hin.
Der zentrale Satz „Ich weiß mit diesen feuchten / Märchenweltschleimtieren / Nichts anzufangen — nichts“ ist der Kern der Aussage. Scheerbart distanziert sich hier nicht nur von den dargestellten Bildern, sondern auch von dem, was sie repräsentieren könnten: eine verspielte, vielleicht kindliche Sichtweise der Welt. Diese radikale Ablehnung wird durch die Wiederholung von „nichts“ verstärkt, was die Absolutheit des Urteils betont.
Der Schluss des Gedichts ist eine direkte Zusammenfassung der Ablehnung. Die Zeile „Solche alten Späße / Sind doch eigentlich abscheulich“ verdeutlicht die kritische Haltung gegenüber traditionellen, womöglich überholten Ansichten, die der Autor mit „alten Späßen“ umschreibt. Scheerbarts Gedicht ist somit ein Aufruf zur Abkehr von vermeintlich harmlosen und etablierten „Spaßmacherreihen“, ein Bekenntnis zu einer neuen, vielleicht radikaleren Ästhetik und Weltsicht. Das Gedicht ist ein klares Statement gegen das Konventionelle und eine Ode an die Abscheu.
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