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Alt Mütterlein

Von

In Sonnenglut, in Mittagsruh
Liegt stumm das Hospital;
Es sitzt ein altes Mütterlein,
Am Fenster bleich und fahl.

Ihr Aug′ ist trüb, ihr Haar schneeweiß,
Ihr Mieder rein und schlicht,
Sie freut sich wohl und lächelt still,
Im warmen Sonnenlicht.

Am Fenster blüht ein Rosenstock
Viel Bienlein rings herum,
Stört denn die stille Alte nicht
Das emsige Gesumm?

Sie schaut in all′ die Sonnenlust
So selig stumm hinein:
Noch schöner wird′s im Himmel sein,
Du liebes Mütterlein!

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Gedicht: Alt Mütterlein von Friedrich Nietzsche

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Alt Mütterlein“ von Friedrich Nietzsche zeichnet das Bild einer alten Frau, die in der Mittagsstille eines Krankenhauses am Fenster sitzt. Die Szene ist von Ruhe und friedlicher Melancholie geprägt. Das „Mütterlein“ wirkt durch ihr „trübes“ Auge und ihr „schneeweißes“ Haar gealtert, doch ihre Erscheinung wird durch das „reine und schlichte“ Mieder und das stille Lächeln gemildert. Die äußere Ruhe des Krankenhauses und die Wärme des Sonnenlichts verstärken den Eindruck von Geborgenheit und innerem Frieden.

Die Beobachtung der Natur spielt eine zentrale Rolle in der Wahrnehmung der alten Frau. Der Rosenstock am Fenster, der von fleißigen „Bienlein“ umschwärmt wird, stellt eine Verbindung zur Lebendigkeit und Schönheit des Lebens dar. Nietzsche deutet an, dass das emsige Summen der Bienen die Ruhe der alten Frau nicht stört. Dies deutet auf eine Akzeptanz und ein Verständnis für den Kreislauf des Lebens und die Vergänglichkeit hin. Die Natur fungiert somit als Spiegel der inneren Verfassung der alten Frau, die sich in ihrer Stille und Gelassenheit mit der Welt zu versöhnen scheint.

Die letzten beiden Zeilen offenbaren die tiefe Sehnsucht der Frau nach dem Jenseits. Durch das Betrachten der „Sonnenlust“ und die „selige Stummheit“ wird eine Verbindung zur Transzendenz hergestellt. Die Aussage, dass es im Himmel „noch schöner“ sein wird, deutet auf eine Akzeptanz des Todes und eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod hin. Diese Zeilen verleihen dem Gedicht eine spirituelle Dimension und zeigen, dass die alte Frau ihren Frieden mit dem Leben gemacht hat und sich auf das Kommende freut.

Insgesamt ist „Alt Mütterlein“ ein stilles, aber eindringliches Gedicht, das die Themen Alter, Vergänglichkeit, Naturverbundenheit und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod behandelt. Nietzsche zeichnet ein einfühlsames Porträt einer alten Frau, die in ihrer stillen Betrachtung der Welt Trost und Erfüllung findet. Das Gedicht ist durch seine klaren Bilder und seine einfache Sprache leicht zugänglich und lädt den Leser ein, über die großen Fragen des Lebens und Sterbens nachzudenken.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.