Spiel immer, wie du tust, doch denke diß darbei,
daß unter diesem Scherz auch etwas Ernstlichs sei!
Du übertriffst, mein Lieb, des liechten Schnees Brauch:
so viel du weißer bist, das bist du kälter auch.
Als sie sich im Schnee erlüstirete.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Als sie sich im Schnee erlüstirete“ von Paul Fleming ist ein kurzes, aber prägnantes Liebesgedicht, das die spielerische Natur der Liebe mit einer unterschwelligen Warnung verbindet. Es beginnt mit der Ermahnung, das Spiel der Liebe zu genießen, aber gleichzeitig die dahinterliegende Ernsthaftigkeit nicht zu vergessen. Dieser Widerspruch bildet den Kern des Gedichts und deutet auf die Ambivalenz von Liebe und Begehren hin, die Freude und Leid gleichermaßen bereithalten kann.
Im zweiten Teil des Gedichts wird ein Vergleich zwischen der Geliebten und dem Schnee gezogen. Die Metapher des Schnees, der als Inbegriff von Reinheit und Weißheit steht, dient als Ausgangspunkt für eine doppeldeutige Aussage. Während die Geliebte mit dem weißen Schnee verglichen wird, wird ihre Kälte hervorgehoben. Dies ist kein bloßer Kontrast, sondern eine subtile Kritik. Die äußerliche Schönheit der Geliebten, symbolisiert durch ihre weiße Haut, wird mit ihrer inneren „Kälte“ in Verbindung gebracht, was auf eine gewisse Distanziertheit oder Unerreichbarkeit hindeutet.
Die Verwendung des Wortes „kälter“ ist hier entscheidend. Es impliziert nicht nur eine physische Kälte, sondern auch eine emotionale Distanz. Die Geliebte scheint trotz ihrer Schönheit und Reinheit unnahbar zu sein, was die spielerische Freude des Anfangs in Frage stellt und eine leise Warnung vor unerwiderten Gefühlen enthält. Die Doppeldeutigkeit des Gedichts, die Freude und Vorsicht gleichermaßen zum Ausdruck bringt, verleiht dem Gedicht eine tiefe emotionale Resonanz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fleming in diesem Gedicht geschickt die scheinbare Unbeschwertheit der Liebe mit einem Hauch von Melancholie und Warnung verbindet. Die Metapher des Schnees, die Reinheit und Kälte vereint, dient als Spiegelbild der widersprüchlichen Natur der Liebe selbst. Das Gedicht mahnt dazu, die Freuden der Liebe zu genießen, aber auch die mögliche Gefahr von unerwiderter Zuneigung zu bedenken.
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Lizenz und Verwendung
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