Brechen sich im Glas die Strahlen,
Bricht das Glas sich in den Strahlen?
Glänzt dein Auge in der Sonne,
Glänzt die Sonn′ in deinem Auge?
Liebt dein Herz mich? Herzt mich deine
Liebe? Seliges Verdämmern:
Denn wir sterben unser Leben
Und wir leben unsren Tod.
Als sie die ihr geschenkte Kristallflasche in der Hand hielt
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Als sie die ihr geschenkte Kristallflasche in der Hand hielt“ von Klabund ist eine kontemplative Auseinandersetzung mit der Natur des Seins, der Reflexion und der Vergänglichkeit. Es beginnt mit der Betrachtung eines Kristalls, der das Sonnenlicht bricht, und geht dann zu einer komplexeren Auseinandersetzung über die Liebe und das Leben über. Die einfache Sprache und die sich wiederholenden Fragen erzeugen eine hypnotische Wirkung, die den Leser in die tiefgründigen Fragen des Gedichts hineinzieht.
Der erste Teil des Gedichts dreht sich um die Beziehung zwischen Licht und Objekt. Die Frage, ob das Glas die Strahlen bricht oder ob die Strahlen das Glas brechen, deutet auf eine gegenseitige Abhängigkeit und die Unfähigkeit, Ursache und Wirkung klar zu trennen. Dieses Thema setzt sich im zweiten Abschnitt fort, in dem die Sonne und das Auge des Geliebten in einer wechselseitigen Reflexion dargestellt werden. Das Auge spiegelt die Sonne wider, während die Sonne das Auge zum Leuchten bringt, was auf eine gegenseitige Anziehung und ein Gefühl der Verschmelzung hindeutet. Diese ersten beiden Strophen bilden eine visuelle und physische Grundlage für die späteren, abstrakteren Gedanken des Gedichts.
Im dritten Abschnitt des Gedichts treten die Themen der Liebe und des Todes in den Vordergrund. Die Fragen „Liebt dein Herz mich? Herzt mich deine / Liebe?“ drücken den Wunsch nach Gewissheit in Bezug auf die Liebe des anderen aus, was die Fragilität und Unsicherheit zwischenmenschlicher Beziehungen unterstreicht. Die Zeile „Seliges Verdämmern“ deutet auf die Sehnsucht nach einem Zustand jenseits der gewöhnlichen Existenz hin, vielleicht auf einen Zustand, in dem Liebe und Einheit erreicht werden. Die letzte Zeile des Gedichts, „Denn wir sterben unser Leben / Und wir leben unsren Tod“, fasst das zentrale Thema der Vergänglichkeit zusammen.
Die letzte Strophe des Gedichts ist von tiefer Melancholie geprägt. Das Gedicht verdeutlicht die paradoxe Natur des Lebens, in dem Sterben und Leben untrennbar miteinander verbunden sind. Der Tod wird nicht als Ende, sondern als integraler Bestandteil des Lebens begriffen. Das Gedicht zeigt, dass der Tod nicht etwas ist, was am Ende des Lebens geschieht, sondern etwas, das wir ständig erleben. Durch diesen Denkansatz wird eine tiefere Einsicht in die Natur der Zeit, der Liebe und des Menschseins offenbart.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.