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Alphorn

Von

Ein Alphorn hör′ ich schallen,
Das mich von hinnen ruft,
Tönt es aus wald′gen Hallen?
Tönt es aus blauer Luft?
Tönt es von Bergeshöhe,
Aus blumenreichem Tal?
Wo ich nur steh′ und gehe,
Hör′ ich′s in süßer Qual.

Bei Spiel und frohem Reigen,
Einsam mit mir allein,
Tönt′s ohne je zu schweigen,
Tönt tief ins Herz hinein.
Noch nie hab′ ich gefunden
Den Ort, woher es schallt,
Und nimmer wird gesunden
Dies Herz, bis es verhallt.

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Gedicht: Alphorn von Justinus Kerner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Alphorn“ von Justinus Kerner beschreibt auf melancholische Weise ein unergründliches Sehnen, das durch den Klang eines Alphorns ausgelöst wird. Das Gedicht beginnt mit der direkten Wahrnehmung des Hörers, der den Ruf des Horns vernehmen kann. Die Fragen, ob der Klang aus dem Wald, der Luft, vom Berg oder aus dem Tal stammt, deuten auf die Unbestimmtheit der Quelle hin. Der Hörer ist gezwungen, sich zu fragen, woher der Klang kommt und was er bedeutet.

Die zweite Strophe verstärkt die emotionale Wirkung. Das Alphorn begleitet den Hörer sowohl in fröhlichen Momenten als auch in der Einsamkeit. Es „tönt tief ins Herz hinein“ und vermittelt ein Gefühl der Ewigkeit und Unauslöschbarkeit. Die Aussage, dass es „ohne je zu schweigen“ tönt, unterstreicht die allgegenwärtige Natur des Sehnsuchtsgefühls, das durch das Alphorn symbolisiert wird. Der Hörer ist von dem Klang gefangen, ohne ihm entkommen zu können.

Die letzten beiden Verse offenbaren die eigentliche Tragik des Gedichts. Der Hörer hat den Ursprung des Klangs, der Sehnsucht, nie gefunden. Diese Unergründlichkeit führt dazu, dass das Herz des Hörers niemals heilen wird, bis der Klang selbst verstummt. Die „süße Qual“ wird somit zur bittersüßen Realität. Die Unfähigkeit, die Quelle der Sehnsucht zu finden, wird zum Inbegriff des unerfüllten Wunsches.

Das Gedicht erzeugt eine starke Atmosphäre von Melancholie und Sehnsucht nach etwas Unbekanntem. Das Alphorn fungiert als Metapher für das menschliche Streben nach Erfüllung, das durch unerreichbare Sehnsüchte geprägt ist. Die Verwendung einfacher Sprache und Reimschemata unterstreicht die schlichte, aber tiefgreifende Natur der Emotionen, die im Gedicht zum Ausdruck gebracht werden. Die zentrale Aussage ist die Unmöglichkeit, eine unerfüllte Sehnsucht zu befriedigen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.