Alles zu Allem
Es wächst und wächst das Eisen-Netz
Der parallelen Schienen,
Nach der Entwicklung Muß-Gesetz
Kommt über Brücken, Minen,
Zug um Zug in Dampf!
Es pflügen Dampfer mehr und mehr
Die Flutenwege offen.
Der Dock-Schoß wird von Kielen leer:
Vom Vorwärts-Drang getroffen
Kommt Schiff um Schiff zum Meer!
Es wächst vom Boden Turm um Turm:
Fabriken, Haus, Kaserne,
Es wühlt und wühlt der Straßenwurm
Den Asphaltweg zur Ferne:
Kommt langsam Stadt zu Stadt!
Ein Menschenstrom wälzt breit und breit,
Bewehrt mit Axt und Pfosten,
Durch Wasser, Land und Land und Zeit,
Von Süd nach Nord, von West nach Osten:
Kommt einend Mensch zu Mensch!
Und Quell wird Fluß, und Fluß wird Bord:
Und jede Stunde: Fahrzeit,
Und Meer wird Land, und Land wird Ort:
Und Kind wird Mann und Arbeit:
Kommt Alles und Alles zu Allem!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Alles zu Allem“ von Gerrit Engelke ist eine eindringliche Ode an den Fortschritt und die Industrialisierung, die die Welt in rasantem Tempo verändert. Engelke beschreibt in vier Strophen, die jeweils mit dem sich wiederholenden Refrain „Kommt…“ enden, wie die Welt durch technologische Innovationen und menschliche Aktivität immer stärker vernetzt und vereinheitlicht wird. Das Gedicht ist ein Lobgesang auf die Expansion der Zivilisation und die Überwindung von Distanzen durch Fortschritt, aber es wirft implizit auch Fragen nach den Konsequenzen dieser Entwicklung auf.
In der ersten Strophe wird die Ausbreitung des Eisenbahnnetzes beschrieben, welches sich wie ein Netz über die Landschaft legt und die Geschwindigkeit der Bewegung und des Transports exponentiell erhöht. Die zweite Strophe widmet sich der Schifffahrt, die durch Dampfer die Meere erobert und neue Handelswege eröffnet. Engelke beschreibt, wie der „Vorwärts-Drang“ das Schiff zum Meer treibt. Die dritte Strophe fokussiert sich auf die Städte und deren Expansion. Fabriken, Häuser und Straßen werden gebaut, was die Infrastruktur weiter ausbaut. Engelke verdeutlicht, wie Städte sich ausdehnen, verbunden durch Straßen, die wie ein „Wurm“ durch die Landschaft kriechen. Die letzte Strophe widmet sich der menschlichen Vereinigung und der zunehmenden Globalisierung. Ein „Menschenstrom“ bewegt sich über Kontinente hinweg, vereint durch Fortschritt und den Wunsch nach Verbindung.
Die Wiederholung des Wortes „Kommt“ am Ende jeder Strophe und der letzte Vers „Kommt Alles und Alles zu Allem!“ unterstreichen die Dynamik und den unaufhaltsamen Charakter dieser Entwicklung. Engelke verwendet eine einfache, klare Sprache, die sich durch kurze Verse und prägnante Bilder auszeichnet. Er bedient sich Metaphern wie dem „Eisen-Netz“, dem „Dampf“ und dem „Straßenwurm“, um die Ausdehnung und die Auswirkungen des Fortschritts anschaulich zu machen. Die Wortwahl ist oft kraftvoll und dynamisch, um die Bewegung und Veränderung, die er beschreibt, widerzuspiegeln.
Die Interpretation des Gedichts ist vielschichtig. Einerseits feiert Engelke den Fortschritt und die damit verbundene Vernetzung der Welt. Andererseits deutet der Titel „Alles zu Allem“ auf eine zunehmende Homogenisierung und möglicherweise auch auf eine mögliche Verflachung der Vielfalt hin. Es ist eine Betrachtung des menschlichen Strebens nach Fortschritt und Vereinigung, die sowohl die Chancen als auch die möglichen Risiken dieser Entwicklung thematisiert. Das Gedicht kann als Reflexion über die Ambivalenz des menschlichen Fortschritts verstanden werden: eine Welt, die immer stärker vernetzt ist, aber gleichzeitig auch Fragen nach Identität, Individualität und der Bewahrung von kultureller Vielfalt aufwirft.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.