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Alcetas an die Alsterschwäne

Von

Wie sehr ist euch das Schicksal hold,
Ihr Schwäne, die ich fast beneide!
Ihr Säufer trinkt so viel ihr wollt,
Und bleibt auch dann der Schönen Freude.
Ich weiß es, Bacchus schenkte mir
Den Epheu, welcher ihm gehöret,
Hätt′ ich so einen Hals, wie ihr,
Den ihr durch Wasser doch entehret.

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Gedicht: Alcetas an die Alsterschwäne von Friedrich von Hagedorn

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Alcetas an die Alsterschwäne“ von Friedrich von Hagedorn ist eine humorvolle und ironische Betrachtung des Schicksals der Schwäne im Vergleich zum eigenen, durch Wein geprägten Leben. Der Sprecher Alcetas, offenbar selbst ein Genussmensch, äußert seine Bewunderung und seinen Neid auf die Schwäne, die scheinbar ungestraft dem Genuss frönen können.

Die zentrale Ironie des Gedichts liegt in der Gegenüberstellung des unbeschwerten Lebens der Schwäne mit der eigenen Erfahrung von Wein und dessen Auswirkungen. Alcetas stellt fest, dass die Schwäne „Säufer“ sind, aber dennoch die „Schönen“ (wahrscheinlich Frauen) erfreuen. Dies deutet auf eine gewisse Sehnsucht nach der Fähigkeit, Genuss ohne negative Konsequenzen auszukosten, eine Sehnsucht, die der Sprecher dem Wein selbst und der daraus folgenden Abhängigkeit entgegenstellt.

Die letzten beiden Verse enthüllen die Ursache für Alcetas‘ Missgunst. Er ist vom Weine – symbolisiert durch den Epheu, der Bacchus gehört – abhängig und wünscht sich die physische Verfassung der Schwäne. Diese Sehnsucht verdeutlicht die innere Zerrissenheit des Sprechers: Einerseits genießt er den Wein, andererseits leidet er unter dessen Folgen. Die Ironie wird durch die bewusste Selbstverhöhnung verstärkt. Er erkennt, dass die Schwäne ihren Hals im Wasser abkühlen können, er hingegen an Wein gebunden ist.

Hagedorns Gedicht ist somit eine amüsante Auseinandersetzung mit den Freuden und Schattenseiten des Genusses. Es spiegelt die menschliche Ambivalenz wider, die zwischen Vergnügen und Verantwortung, Freiheit und Abhängigkeit besteht. Durch die humorvolle Persiflage auf das eigene Leben und die vermeintliche Sorglosigkeit der Schwäne gelingt es dem Autor, eine tiefere Reflexion über die Natur des Genusses anzuregen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.