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Ahndung
Laue Lüfte säuseln,
Und die Wellen kräuseln
Flüsternd sich im Meer;
Mondenstrahlen beben
Auf der Fluth und schweben
Glänzend hin und her.
Holde Melodieen
Aus der Ferne ziehen
Klingend durch die Nacht;
Und die Espen zittern,
Wie in Ungewittern
Wenn der Sturm erwacht.
Ist es Geisternähe,
Die mit Wohl und Wehe
Schauernd füllt mein Herz?
Steigen Engellieder
Aus den Lüften nieder,
Lindernd meinen Schmerz? –
Süsse Fantasieen,
Eilet nicht zu fliehen,
Labt den matten Sinn.
Ach in höh′re Räume
Ziehn der Ahndung Träume
Mitleidsvoll ihn hin.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ahndung“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine poetische Reflexion über das Gefühl der Ahnung und Vorahnung, das sich in der Natur und im eigenen Inneren manifestiert. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer idyllischen Szene, in der sanfte Winde wehen, Wellen leise rauschen und Mondlicht auf dem Wasser tanzt. Diese Naturbilder erzeugen eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens, aber auch der Geheimnisvolles. Die „Holde Melodieen“ aus der Ferne und das Zittern der Espen kündigen eine subtile Veränderung an, die auf eine tiefere Bedeutungsebene hinweist.
Der zweite Teil des Gedichts lenkt den Fokus auf das lyrische Ich und dessen innere Empfindungen. Die Frage nach der „Geisternähe“ und ob „Engellieder“ vom Himmel herabsteigen, deutet auf eine Suche nach Erklärungen für die mysteriösen Eindrücke hin. Das Herz wird von „Wohl und Wehe“ erfüllt, was das ambivalente Gefühl der Ahnung widerspiegelt: die Freude über eine mögliche Verbindung zu einer höheren Ebene, aber auch die Furcht vor dem Unbekannten. Die Metaphern lassen erahnen, dass das lyrische Ich eine sensible und von Spiritualität geprägte Persönlichkeit ist, die in der Lage ist, die feinen Schwingungen der Welt wahrzunehmen.
Die letzten Strophen wenden sich direkt an die „Süsse Fantasieen“, die aufgefordert werden, nicht zu fliehen. Der Wunsch nach Trost und Erquickung für den „matten Sinn“ wird deutlich. Die „Ahndung Träume“ werden als mitleidsvoll beschrieben, was darauf hindeutet, dass die Vorahnungen nicht nur als beängstigend, sondern auch als tröstlich empfunden werden können. Sie öffnen den Weg zu „höh’re Räume“, die das lyrische Ich aus seinem aktuellen Zustand erheben und ihm eine neue Perspektive eröffnen.
Insgesamt ist „Ahndung“ ein Gedicht über die Erfahrung des Zwischenreichs, in dem die Grenzen zwischen der physischen und der spirituellen Welt verschwimmen. Es zeugt von der Fähigkeit, die feinen Nuancen der Natur wahrzunehmen und die tiefsten Empfindungen des menschlichen Herzens zu erforschen. Das Gedicht feiert die Kraft der Fantasie und die Sehnsucht nach einer Welt, die jenseits des Offensichtlichen liegt und in der Träume eine tröstliche und heilsame Wirkung haben.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.