Ärgerlich
Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
Und die Mühle stehet still.
So gehts immer, wie ich finde,
Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde,
Hat man Wind, so fehlt das Korn.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ärgerlich“ von Wilhelm Busch ist eine kurze, humorvolle Betrachtung über die Unbeständigkeit und das Missgeschick im Leben. Der Text greift in seiner Einfachheit und Direktheit ein alltägliches Problem auf, das der Müller in seinem Beruf erfährt. Das Gedicht ist in zwei Strophen zu je vier Versen aufgebaut und verwendet einen klaren Reimschema (abab), was die Lesbarkeit und den eingängigen Charakter des Gedichts zusätzlich verstärkt.
Die erste Strophe beschreibt die Ausgangssituation: Der Müller, der gerne arbeiten möchte, muss feststellen, dass die Mühle stillsteht, weil der Wind, der sie antreiben soll, nachlässt. Buschs Stil ist typisch für seine Arbeiten: Er verwendet einfache Worte und Alltagsbilder, um eine humorvolle Situation darzustellen. Der Ausdruck „Der so gerne mahlen will“ deutet schon auf die Sehnsucht des Müllers nach Arbeit hin, die ihm jedoch verwehrt wird. Die Personifikation des Windes, der stiller wird, verstärkt das Gefühl der Unkontrollierbarkeit und des Unvermögens.
Die zweite Strophe enthüllt die zugrundeliegende Ironie und die allgemeine Lebenserfahrung, die Busch hier aufgreift. Der Müller, der das Stillstehen der Mühle als ungünstig empfindet, bringt seinen Ärger über die widersprüchlichen Umstände zum Ausdruck. Wenn er Korn hat, also die Arbeitsgrundlage, fehlt der Wind, um die Mühle anzutreiben; hat er Wind, fehlt das Korn, und er kann nicht mahlen. Diese Zeilen spiegeln eine fundamentale Wahrheit wider: Die Dinge scheinen sich oft gerade dann zu verändern, wenn man sie am dringendsten benötigt oder wenn die Bedingungen für eine erfolgreiche Tätigkeit gegeben sein sollten.
Die Pointe des Gedichts liegt in dieser allgemeinen Lebenserkenntnis, die durch die humorvolle Situation des Müllers vermittelt wird. Es ist ein Kommentar über die Unberechenbarkeit des Lebens und die Schwierigkeit, die Kontrolle über die äußeren Umstände zu behalten. Buschs Werk ist ein Beispiel für seinen charakteristischen Humor, der aus der Beobachtung des Alltags und der menschlichen Unzulänglichkeit gespeist wird. Das Gedicht lädt den Leser dazu ein, über die kleinen Ärgernisse des Alltags zu schmunzeln und die universellen Erfahrungen des Scheiterns und des Missgeschicks zu erkennen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.