Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , ,

Adler sind meine Gedanken!

Von

Adler sind meine Gedanken!
Flattern hoch in der Lüfte blaulichem Meer.
Adler der Lüfte sind meine Gedanken.
Fassen die Beute so hoch und hehr.
Aber das Opfer, so grausam zerrissen,
Fliehendes Leben verkündend im Schmerz –
Mußt′ es verhehlend am Ende doch wissen:
Daß es das eigne verblutende Herz.

Schwäne sind meine Gefühle!
Theilen still jener Tiefe wogende Nacht!
Singende Schwäne sind meine Gefühle,
Singen der Sonne verheerende Pracht.
Aber die Gluthen, die sie beweinen,
Lieblich umhüllend in Tönen ihr Grab,
Ziehen verglimmend in zögerndem Scheinen
Schwäne und Töne zur Tiefe hinab.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Adler sind meine Gedanken! von Adele Schopenhauer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Adler sind meine Gedanken!“ von Adele Schopenhauer ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Natur des Denkens und der Gefühle, dargestellt durch die Metaphern von Adlern und Schwänen. Es zeichnet sich durch eine dualistische Struktur aus, die Gedanken und Gefühle in gegensätzlichen Bildern manifestiert, und wirft Fragen nach dem Wesen von Erkenntnis, Leid und der Beziehung zur eigenen Seele auf.

Der erste Teil des Gedichts, der die Adler-Metapher verwendet, stellt die Gedanken als kraftvolle, erhabene Wesen dar, die in der „Lüfte blaulichem Meer“ hoch oben fliegen und ihre „Beute“ aus großer Höhe ergreifen. Diese „Beute“, die in der zweiten Strophe als „Opfer“ bezeichnet wird, deutet auf eine grausame, aber notwendige Auseinandersetzung mit der Realität hin. Die Gedanken erheben sich über das Leid, aber das Ende, das „verblutende Herz“ zeigt, dass der Prozess des Denkens, des Analysierens und des Erkennens letztendlich auch Schmerz und Verlust mit sich bringt. Die Adler symbolisieren hier die Fähigkeit, die Welt aus einer distanzierten, analytischen Perspektive zu betrachten, doch der Preis dafür ist die Erkenntnis des eigenen Leidens.

Im Gegensatz dazu werden die Gefühle in Form von Schwänen dargestellt, die sich in der Tiefe des Wassers bewegen. Diese Schwäne, die „die Sonne verheerende Pracht“ besingen, umhüllen ihr „Grab“ mit „Tönen“, was auf eine romantische, melancholische Natur der Gefühle hindeutet. Die Schwäne sind nicht wie die Adler, die ihre Beute ergreifen, sondern sie geben sich der Tiefe hin und lassen sich in sie „hinabziehen“. Dieser Teil des Gedichts unterstreicht die Schönheit und zugleich die Vergänglichkeit der Emotionen, die in der Trauer, aber auch in der Liebe ihren Ausdruck finden.

Das Gedicht zeigt somit eine Spannung zwischen den beiden Seelenzuständen. Die Gedanken, symbolisiert durch die Adler, sind kraftvoll und analytisch, doch sie bringen Schmerz und Verlust mit sich. Die Gefühle, dargestellt durch die Schwäne, sind schön und leidenschaftlich, führen aber zur Auflösung und zum Verschwinden. Adele Schopenhauer verwendet diese Metaphern, um die Zerrissenheit des Menschen zwischen rationalem Denken und emotionalem Erleben auszudrücken. Es ist eine Reflexion über die menschliche Existenz, in der Erkenntnis und Leid untrennbar miteinander verbunden sind.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.