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Gefallene Engel

Von

Es ist die alte finst’re Mähr
Von zwei Vermaledeiten,
Die ohne Rast und ohne Ruh
Fort durch die Hölle schreiten.
Von Zweien, die voll Hochmuth einst
Verschmäht des Himmels Frieden,
Und eine Seligkeit hindurch
Sich fremd und stolz gemieden;
Von zwei Vermaledeiten, die
So fern nun allem Reinen,
Sich suchen, finden, halten, ach!
Und weinen – weinen – weinen!

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Gedicht: Gefallene Engel von Ada Christen

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Gefallene Engel“ von Ada Christen greift das Motiv des Sturzes aus dem Himmel auf, um eine tragische Liebesgeschichte zweier Verdammter zu erzählen. In knapper, balladenhafter Form schildert sie das Schicksal zweier Wesen, die einst voller Hochmut den Himmel verließen oder verstoßen wurden und nun als „vermaledeite“ Gestalten durch eine ewige Hölle irren. Die poetische Sprache verleiht der Darstellung eine mythische Tiefe, während das wiederholte „weinen“ am Ende eine zutiefst menschliche Tragik enthüllt.

Die erste Strophe eröffnet mit dem Hinweis auf eine „alte finst’re Mähr“ – also eine düstere Sage – und verortet das Geschehen gleich in einer jenseitigen Welt: der Hölle. Die beiden Figuren sind dazu verdammt, rastlos zu wandeln, was ihre innere Unruhe und seelische Qual betont. Der Kontrast zwischen ihrer einstigen Erhabenheit und der jetzigen Verdammnis wird bereits hier angedeutet.

In der zweiten Strophe wird deutlich, dass diese beiden aus Stolz oder Hochmut den „Frieden“ des Himmels verschmäht haben. Die „Seligkeit“ – vermutlich Liebe, Geborgenheit oder göttliche Gnade – haben sie bewusst gemieden. Ihre Strafe ist nicht nur der Verlust des Himmels, sondern auch die ständige Konfrontation mit der eigenen Schuld. Die Distanz zum „Reinen“ zeigt, dass sie sich selbst durch ihre Hybris von allem Guten ausgeschlossen haben.

Die dritte Strophe offenbart schließlich das tragische Zentrum des Gedichts: Die beiden Verdammten „suchen, finden, halten“ sich – ein Akt der Nähe, der jedoch nicht tröstet, sondern in endlosem „weinen“ mündet. Die dreifache Wiederholung dieses Wortes verstärkt die Wirkung und bringt das ganze Ausmaß der existenziellen Trauer zum Ausdruck. Ihre Liebe – oder ihr Verbundensein – besteht fort, doch ist sie durch Schuld, Reue und Verlorenheit gezeichnet.

„Gefallene Engel“ ist damit ein Gedicht über eine Liebe, die nicht erlöst, sondern mitschuldig ist – über zwei Seelen, die gemeinsam unter ihrer Schuld leiden. Ada Christen verleiht dem Motiv der Verdammnis eine intime, psychologische Dimension, in der Schuld und Nähe, Hochmut und Verzweiflung untrennbar ineinander übergehen. Es ist ein düsteres, berührendes Bild von Liebe als ewiger Reue.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.