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Ach, da ich bei dir saß

Von

Ach, da ich bei dir saß,
So außer mir,
Und wußte mich so ganz in dir,
Wie hoch war das!

Der Seele tiefe Flut
War unbewußt
Des engen Ufers ihrer Brust.

Und wie sie überschwoll
Und in sich schlang
All deiner Seele Flutendrang,
War′s selig grauenvoll,
Als schauerten vereint die Wogen bang;

Wie an dem Tag
Da Gottes Liebe webender Hauch
Über den dunkeln Wassern lag.

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Gedicht: Ach, da ich bei dir saß von Paul Heyse

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ach, da ich bei dir saß“ von Paul Heyse beschreibt die Intensität eines intimen Moments zwischen zwei Personen, wahrscheinlich Liebenden. Es ist eine Momentaufnahme, die das Gefühl der völligen Hingabe und Verschmelzung zweier Seelen einfängt. Der Dichter konzentriert sich auf die überwältigende Erfahrung des „Außer-sich-Seins“ und die gleichzeitige Aufgehen in der geliebten Person.

Die Metaphern des Gedichts sind stark auf die Natur bezogen, insbesondere auf das Element Wasser. Die „Seele tiefe Flut“ und die „Wogen“ deuten auf eine tiefgründige emotionale Bewegung und Unbeherrschtheit hin. Der „Flutendrang“ der Seele der anderen Person wird als ebenso kraftvoll beschrieben, was die gegenseitige Anziehung und das Aufgehen ineinander unterstreicht. Das „selig grauenvoll“ deutet auf die ambivalente Natur dieser Erfahrung hin: Es ist ein Zustand der höchsten Glückseligkeit, aber auch der Verwundbarkeit und des Verlusts der eigenen Identität.

Die letzte Strophe zieht einen Vergleich zur Schöpfungsgeschichte, dem Moment, als „Gottes Liebe webender Hauch / Über den dunkeln Wassern lag“. Dieser Vergleich erhöht die Bedeutung des Erlebten und stellt es auf eine transzendentale Ebene. Der Moment der Vereinigung wird mit dem Schöpfungsakt gleichgesetzt, was die Macht und Bedeutung der Liebe in diesem Gedicht unterstreicht. Die Liebe wird hier als eine schöpferische Kraft dargestellt, die tiefgreifende Veränderungen bewirkt und eine neue Realität entstehen lässt.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was die Intensität der Gefühle noch verstärkt. Die Wiederholung von „So“ und „wie“ verstärkt das Gefühl der Unmittelbarkeit und des Staunens. Heyse verwendet keine komplexen sprachlichen Bilder, sondern konzentriert sich auf die Essenz des Erlebens: die Verschmelzung von zwei Seelen in einem Moment der Liebe. Das Gedicht ist eine Ode an die Hingabe und die Erfahrung der völligen Verbundenheit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.