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Abschiedswort der Neuen Rheinischen Zeitung

Von

Kein offner Hieb in offner Schlacht –
Es fällen die Nücken und Tücken,
Es fällt mich die schleichende Niedertracht
Der schmutzigen West-Kalmücken!
Aus dem Dunkel flog der tötende Schaft,
Aus dem Hinterhalt fielen die Streiche –
Und so lieg ich nun da in meiner Kraft,
Eine stolze Rebellenleiche!

Auf der Lippe den Trotz und den zuckenden Hohn,
In der Hand den blitzenden Degen,
Noch im Sterben rufend: »Die Rebellion!« –
So bin ich mit Ehren erlegen.
Oh, gern wohl bestreuten mein Grab mit Salz
Der Preuße zusamt dem Zare –
Doch es schicken die Ungarn, es schickt die Pfalz
Drei Salven mir über die Bahre!

Und der arme Mann im zerrißnen Gewand,
Er wirft auf mein Haupt die Schollen!
Er wirft sie hinab mit der fleißigen Hand,
Mit der harten, der schwielenvollen.
Einen Kranz auch bringt er aus Blumen und Mai’n,
Zu ruhn auf meinen Wunden;
Den haben sein Weib und sein Töchterlein
Nach der Arbeit für mich gewunden.

Nun ade, nun ade, du kämpfende Welt,
Nun ade, ihr ringenden Heere!
Nun ade, du pulvergeschwärztes Feld,
Nun ade, ihr Schwerter und Speere!
Nun ade – doch nicht für immer ade!
Denn sie töten den Geist nicht, ihr Brüder!
Bald richt ich mich rasselnd in die Höh’,
Bald kehr ich reisiger wieder!

Wenn die letzte Krone wie Glas zerbricht,
In des Kampfes Wettern und Flammen,
Wenn das Volk sein letztes »Schuldig!« spricht,
Dann stehn wir wieder zusammen!
Mit dem Wort, mit dem Schwert, an der Donau, am Rhein –
Eine allzeit treue Gesellin
Wird dem Throne zerschmetternden Volke sein
Die Geächtete, die Rebellin!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Abschiedswort der Neuen Rheinischen Zeitung von Ferdinand Freiligrath

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abschiedswort der Neuen Rheinischen Zeitung“ von Ferdinand Freiligrath ist eine kämpferische Auseinandersetzung mit dem gewaltsamen Ende der Zeitung und ein Bekenntnis zum revolutionären Geist. Es ist ein Abschied, aber zugleich auch ein Versprechen der Wiederkehr und der Fortsetzung des Kampfes für Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Der Autor personifiziert die Zeitung selbst, wodurch die emotionale Wirkung des Gedichts verstärkt wird und die Botschaft eine persönlichere Note erhält.

Im ersten Teil des Gedichts wird der gewaltsame Untergang der Zeitung beklagt. Freiligrath beschreibt das Ende als einen Hinterhalt, der von „Nücken und Tücken“ und „schmutzigen West-Kalmücken“ verübt wurde. Dies deutet auf politische Gegner und deren hinterhältige Vorgehensweise hin. Trotz des gewaltsamen Endes wird die Zeitung als stolze „Rebellenleiche“ dargestellt, die bis zum Schluss ihren Trotz und ihren Kampfgeist bewahrt hat. Der „blitzende Degen“ symbolisiert dabei die kämpferische Haltung und die Verteidigung der eigenen Ideale.

Der zweite Teil des Gedichts handelt vom Begräbnis und der Wertschätzung durch das Volk. Freiligrath stellt sich vor, wie er von seinen Feinden, den Preußen und dem Zaren, verhöhnt wird, während die Ungarn und die Pfalz ihm eine ehrenvolle Beerdigung mit Salven über der Bahre gewähren. Der „arme Mann im zerrißnen Gewand“ wirft die Erde auf sein Grab und legt einen Kranz aus Blumen nieder, der von seiner Familie gewunden wurde. Dies unterstreicht die Verbundenheit mit dem Volk und die Anerkennung für die geleistete Arbeit der Zeitung.

Der letzte Teil des Gedichts ist eine kraftvolle Vision der Zukunft. Der Abschied vom Kampf ist nicht endgültig, sondern nur temporär. Freiligrath verspricht eine Rückkehr, wenn die „letzte Krone wie Glas zerbricht“ und das Volk sein letztes „Schuldig!“ spricht. Dies deutet auf den Sturz der Monarchie und die Revolution hin. Die Zeitung, nun als „Geächtete, die Rebellin“ personifiziert, wird dem Volk zur Seite stehen und erneut für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen. Das Gedicht ist somit ein Aufruf zum Durchhalten, ein Bekenntnis zum revolutionären Geist und eine Prophezeiung der Zukunft.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.