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Abschiedslied

Von

Auf den 6. März 1823

Zum letztenmal willkommen in dem Bund!
Wir grüßen euch nach alter Burschensitte,
Willkommen! ruft euch jeder frohe Mund,
Wir schließen euch in unsre traute Mitte.
Noch einmal, eh die ernste Stunde flieht,
Laßt uns, ihr Brüder, hoch die Becher schwingen,
In vollem Ton, aus warmer Brust soll laut erklingen
Das Hochgefühl, das jedes Herz durchglüht.

Mit euch, mit euch ziehn in die Ferne hin
Die Herzen alle, die dem Bund geschlagen;
O möchte mit euch stets die Liebe ziehn,
Die ihr für uns in treuem Sinn getragen! –
Und trennte euch von uns so manches Land,
Vergesset nimmer eurer Brüder Scharen,
O möget ihr in treuer Brust die Flamme wahren,
Die in uns webte an des Neckars Strand.

Noch einmal schwebt auf unsern Kreis herab,
Entflohne Geister mancher frohen Stunde,
Vergangenheit, entsteig dem dunkeln Grab,
Gib uns noch einmal deine frohe Kunde!
Zeig uns die Bilder der entschwundnen Lust!
Sind alle Töne schon mit dir verklungen?
Die tönen noch! Es blieben uns Erinnerungen,
Die nie verklingen in der treuen Brust.

Es ist kein Traum, was uns so hehr umschwebt,
Drum laßt den festen Glauben nicht ermatten!
Zur Wahrheit wird′s, was kräftig in uns lebt,
Wirft auch das Leben seine dunkeln Schatten.
Drum achtet′s klein, was draußen euch bedroht –
Ihr standet hier für Freiheit und für Ehre,
So wollet stehn dem Vaterland zu Schutz und Wehre,
Dies euer Ziel im Leben wie im Tod!

Dem Bunde Heil! Heraus du blanker Stahl,
Daß sich auf dir der alte Schwur erneue!
Reicht Hand in Hand, es töne der Pokal,
Wir schwören euch, ihr schwört uns ew′ge Treue.
So schwören wir im Angesicht der Welt:
Wie dunkel auch die Zeiten sich gestalten,
Das Hochgefühl fürs Vaterland soll nie erkalten,
Wir halten treu, wie auch der Würfel fällt.

Lebt wohl, lebt wohl! Ihr folgt des Schicksals Ruf,
Lebt wohl, lebt wohl! Ihr wackern, treuen Seelen!
Was der Begeistrung Flamme in euch schuf,
O mög es euch zum guten Kampfe stählen!
Ihr steht gewappnet mit des Geistes Kraft,
Drum tretet mutig in des Kampfes Schranken,
Und gilt es hart, ihr werdet stehn und nimmer wanken,
Ihr echten Söhne deutscher Burschenschaft.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Abschiedslied von Wilhelm Hauff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abschiedslied“ von Wilhelm Hauff ist ein Abschiedslied, das am 6. März 1823 verfasst wurde, vermutlich im Kontext einer Burschenschaft. Es feiert den Abschied von Mitgliedern und beschwört gleichzeitig die Werte und Ideale der Gemeinschaft. Die Strophen entwerfen eine Atmosphäre von Nostalgie, Patriotismus und brüderlicher Verbundenheit, die durch den Abschied noch verstärkt wird.

In den ersten Strophen werden die scheidenden Mitglieder willkommen geheißen und die gemeinsamen Werte beschworen. Der Dichter betont die Verbundenheit, die über den Abschied hinaus bestehen soll. Die „Becher schwingen“ und das „Hochgefühl“ symbolisieren die gemeinsame Freude und den Zusammenhalt. Es wird ein Appell an die Erinnerung und Treue gerichtet, mit der Hoffnung, dass die Freundschaft und die gemeinsamen Ideale auch in der Ferne weiterleben. Die zweite Strophe verdeutlicht die Sehnsucht nach der gemeinsamen Vergangenheit und die Hoffnung, dass die Liebe und die Erinnerungen an die gemeinsamen Erlebnisse nicht verloren gehen.

Die dritte und vierte Strophe wenden sich an die Vergangenheit und erinnern an die „frohen Stunden“ der Gemeinschaft. Die „Vergangenheit“ wird beschworen, um „ihre frohe Kunde“ zu geben und die Bilder der „entschwundnen Lust“ wieder aufleben zu lassen. Die Aussage „Es ist kein Traum, was uns so hehr umschwebt“ bekräftigt die Realität und Bedeutung der Werte, für die die Burschenschaft steht. Die Gedicht richtet einen Appell an die Standhaftigkeit und den festen Glauben an die Ideale, selbst wenn das Leben „seine dunkeln Schatten“ wirft. Die Bedeutung von Freiheit und Ehre wird betont, was die politische Ausrichtung der Burschenschaft widerspiegelt.

Die letzten Strophen sind eine Erneuerung des Schwurs und ein Aufruf zum Kampf für das Vaterland. Es wird die ewige Treue geschworen und betont, dass das „Hochgefühl fürs Vaterland“ nie erkalten soll. Die Mitglieder werden ermutigt, mutig in den „Kampf“ zu treten und für ihre Ideale einzustehen. Der „blanke Stahl“ und der „alte Schwur“ symbolisieren die Bereitschaft zum Handeln und zur Verteidigung der Ideale. Die abschließenden Zeilen sind ein Abschiedsruf, der die scheidenden Mitglieder ermutigt, die Ideale der Burschenschaft in die Welt zu tragen und für sie zu kämpfen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.