Abendlich schon rauscht der Wald
Abendlich schon rauscht der Wald
Aus den tiefsten Gründen,
Droben wird der Herr nun bald
An die Sternlein zünden.
Wie so stille in den Schlünden,
Abendlich nur rauscht der Wald.
Alles geht zu seiner Ruh.
Wald und Welt versausen,
Schauernd hört der Wandrer zu,
Sehnt sich recht nach Hause.
Hier in Waldes stiller Klause,
Herz, geh endlich auch zur Ruh.
Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Abendlich schon rauscht der Wald“ von Joseph von Eichendorff beschreibt eine Abendstimmung im Wald und reflektiert über das Gefühl von Ruhe und Sehnsucht, das von dieser Atmosphäre ausgeht. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung des rauschenden Waldes, dessen Geräusch aus der Tiefe kommt, während der „Herr“ am Himmel die Sterne anzündet. Diese Eröffnungsverse etablieren sofort eine Verbindung zwischen der Natur, der Abenddämmerung und einer göttlichen Präsenz, was eine romantische und leicht melancholische Stimmung erzeugt.
Die zweite Strophe verstärkt das Gefühl von Frieden und Erschöpfung, indem sie beschreibt, wie alles zur Ruhe kommt. Die Welt „versaust“ und der Wanderer hört dem zu, während er sich nach Hause sehnt. Die Verwendung des Wortes „versausen“ ist hier besonders interessant, da es das sanfte Rauschen des Waldes mit der Idee des Vergehen von Zeit und des Eintauchens in eine ruhige Umgebung verbindet. Diese Zeilen drücken eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit und einem Ende des Tages aus, der sich in der Natur offenbart.
Die abschließenden Verse sind eine Aufforderung an das Herz, ebenfalls zur Ruhe zu kommen. Die „stille Klause“ des Waldes wird als Ort der Einkehr und des Friedens dargestellt, wo die irdischen Sorgen abgelegt werden können. Dies ist ein zentrales Motiv der Romantik, das die Flucht aus der Welt in die Natur betont, um Trost und spirituelle Erholung zu finden. Das Gedicht endet somit mit einer Aufforderung an den Leser, die äußere Ruhe der Natur zu nutzen, um innere Ruhe zu finden.
Insgesamt ist das Gedicht eine Betrachtung über die Natur, die Zeit und die menschliche Seele. Es nutzt die äußeren Bilder des Waldes, der Dämmerung und der Sterne, um innere Zustände wie Sehnsucht, Erschöpfung und den Wunsch nach Frieden widerzuspiegeln. Eichendorff vermittelt eine Botschaft der Harmonie zwischen Mensch und Natur, die durch die Schönheit und Stille der abendlichen Waldlandschaft zur Geltung kommt. Es ist ein typisches Beispiel romantischer Lyrik, die die Natur als Spiegel der menschlichen Emotionen und als Quelle der Trost spendenden Ruhe darstellt.
Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.
Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.