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Abend im Früh-Herbst

Von

Weit ausgegossen liegt das breite Land.
Der Himmel taucht den Scheitel noch ins Licht,
Doch seitlich hebt gelassen eine Hand
Die dunkle Maske Nacht ihm ins Gesicht.

Viel fette Lämmer weiden auf der Flur,
In Gärten steht das Kraut in seiner Fülle,
Herbstwälder ziehn als eine goldne Spur,
Am Baum die Frucht glänzt prall in ihrer Hülle.

Es ist der letzte dieser kurzen Tage:
All Ding steht reif und rund und unbewegt
Schwebend in sich gebannt wie eine Waage,
Die Tod und Leben gleichgewichtig trägt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Abend im Früh-Herbst von Maria Luise Weissmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abend im Früh-Herbst“ von Maria Luise Weissmann beschreibt in eindringlichen Bildern die Stimmung und Atmosphäre eines Herbstabends. Die Autorin fängt die Übergangsphase vom Sommer zum Herbst ein und verwendet dabei eine klare, bildhafte Sprache, die das Auge des Lesers mitnimmt und ihm die Szenerie sinnlich erfahrbar macht. Das Gedicht beginnt mit einer weitläufigen Landschaft, die durch das Licht des Himmels noch erhellt wird, aber bereits von der herannahenden Nacht in den Schatten getaucht wird. Dieser Wechsel von Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht, etabliert bereits eine Spannung, die im weiteren Verlauf des Gedichts durch die Reife und das Gleichgewicht der Elemente verstärkt wird.

In den folgenden Strophen werden verschiedene Aspekte der herbstlichen Szenerie detailreich beschrieben. Saftige Lämmer auf der Weide, reiches Gemüse in den Gärten, goldene Wälder und reife Früchte an den Bäumen erzeugen ein Gefühl von Fülle und Überfluss. Die poetischen Bilder von Reife und Vollendung evozieren die Vergänglichkeit des Lebens und die Vorbereitung auf den Winter. Die Natur scheint in dieser Phase des Jahres ihren Höhepunkt erreicht zu haben, bevor sie sich auf die kommende Ruhe vorbereitet. Weissmann erzeugt durch diese lebendigen Bilder eine Atmosphäre der Ruhe und des Innehaltens.

Der letzte Teil des Gedichts konzentriert sich auf das Gleichgewicht von Leben und Tod, das in der Natur im Herbst besonders deutlich wird. Die Tage werden kürzer, die Natur bereitet sich auf den Rückzug vor. Die Metapher der Waage, die Leben und Tod gleichgewichtig trägt, deutet auf die Balance zwischen Werden und Vergehen hin. Es ist ein Moment der Ruhe und des In-sich-Gekehrten, in dem die Vergänglichkeit der Dinge akzeptiert wird. Das Gedicht wird so zu einer Reflexion über die Endlichkeit und die Zyklen der Natur.

Insgesamt ist „Abend im Früh-Herbst“ ein melancholisches, aber auch beruhigendes Gedicht, das die Schönheit und die Stimmung des Herbstes einfängt. Weissmann gelingt es, durch ihre präzise Beobachtungsgabe und ihre bildreiche Sprache eine Szenerie zu erschaffen, die sowohl die Fülle des Lebens als auch die Gewissheit des Todes in sich vereint. Es ist eine Betrachtung über die Harmonie und das Gleichgewicht in der Natur, das den Leser dazu anregt, über die eigene Existenz und die Zyklen des Lebens nachzudenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.