20. Ahndung
Freundlicher Mond, du gießest milden Schimmer
Auf mein goldnes Klavier, und winkest lächelnd,
Mit des seelenschmelzenden Gluck: Willkommen!
Dich zu begrüßen.
Aber mir sagt der tiefe bange Seufzer,
Daß mit Thränen der Sehnsucht meine Selma
Jetzt dich anblickt: freundlicher Mond, ich kann dich
Jetzt nicht begrüßen!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „20. Ahndung“ von Johann Heinrich Voß ist ein kurzes, gefühlvolles Gedicht, das von Sehnsucht und dem Schmerz der Trennung handelt. Es drückt die widersprüchlichen Gefühle des lyrischen Ichs aus, das einerseits die Schönheit der Natur wahrnimmt, andererseits aber durch die Sehnsucht nach einer geliebten Person, Selma, in Trauer versunken ist. Der Mond, der traditionell für Romantik und Schönheit steht, wird zum Ausgangspunkt dieser doppelten Gefühlswelt.
Die ersten vier Zeilen beschreiben eine idyllische Szene: Der Mond wirft sanftes Licht auf ein Klavier, und das lyrische Ich wird scheinbar von der Naturgewalt zu einem „Willkommen!“ begrüßt. Die Verwendung von Begriffen wie „freundlicher Mond“ und „goldnes Klavier“ erzeugt eine Atmosphäre der Harmonie und des Wohlbehagens. Gleichzeitig deutet das Wort „winkest“ an, dass der Mond nicht nur passiv vorhanden ist, sondern eine aktive Rolle spielt, das lyrische Ich anzuziehen oder ihm eine Botschaft zu senden.
Die zweite Hälfte des Gedichts bricht diese Idylle auf. Ein tiefer Seufzer und Tränen der Sehnsucht nach Selma werden vom lyrischen Ich empfunden. Diese Emotionen überschatten die Freude an der Natur und lassen das Ich die Begrüßung des Mondes ablehnen. Das Wort „bange“ im Zusammenhang mit dem Seufzer und „Thränen der Sehnsucht“ verdeutlichen das tiefe Leid, das die Trennung von Selma verursacht. Der Kontrast zwischen der heiteren Anfangsbeschreibung und dem melancholischen Schluss ist deutlich.
Das Gedicht ist ein Ausdruck der Romantik, in der Natur und Gefühle eng miteinander verbunden sind. Der Mond als Symbol der Schönheit wird als Spiegel der Gefühlswelt des lyrischen Ichs genutzt. Das lyrische Ich kann die Schönheit der Natur nicht ungetrübt genießen, da die Sehnsucht nach Selma es in Trauer versetzt. Das Gedicht zeigt somit die Macht der Liebe und der Trennung, die selbst die schönsten Momente zu überschatten vermag.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.