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Nichts was nur echt historisch ist

Von

Nichts was nur echt historisch ist,
Ging je in diesem Land verloren,
Drum herrschen zwei Parteien itzt:
Die Wichte und die Toren.

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Gedicht: Nichts was nur echt historisch ist von Franz Grillparzer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Nichts was nur echt historisch ist“ von Franz Grillparzer ist eine bissige Gesellschaftskritik, die sich über die politische Landschaft seiner Zeit lustig macht. Die kurze, prägnante Form des Gedichts verstärkt die Aussagekraft und entlarvt auf pointierte Weise die vermeintlichen „Parteien“ der Gesellschaft.

Der erste Vers etabliert die Grundthese: Nichts, was tatsächlich historisch relevant ist, ist jemals in diesem Land verloren gegangen. Diese Aussage kann als ironische Übertreibung verstanden werden, die die Bedeutung von historischem Wissen und wahren Werten in den Hintergrund rückt. Stattdessen, so impliziert das Gedicht, dominieren andere Kräfte das politische und gesellschaftliche Geschehen. Die Verwendung des Wortes „echt“ deutet auf eine Unterscheidung zwischen echter historischer Relevanz und dem, was als solches wahrgenommen oder instrumentalisiert wird.

Die entscheidende Wendung kommt im zweiten Teil, in dem die Existenz von zwei bestimmenden Parteien im Land festgestellt wird: die „Wichte“ und die „Toren“. Diese beiden Kategorien, die sich gegenseitig ergänzen, deuten auf eine vereinfachte, aber effektive Darstellung der gesellschaftlichen Kräfte. „Wichte“ implizieren möglicherweise gerissene, hinterhältige Personen, während „Toren“ auf Naivität oder Dummheit hindeuten könnten. Durch diese Gegenüberstellung entlarvt Grillparzer die politische Landschaft als von diesen beiden Polen beherrscht, wobei historische Werte und wahre Bedeutungen verloren gehen.

Die Kürze des Gedichts, die direkte Sprache und der prägnante Reim verstärken die Aussagekraft. Es ist eine klare und zugängliche Kritik an der politischen Landschaft, die die gesellschaftlichen Akteure auf einfache, aber wirkungsvolle Weise charakterisiert. Das Gedicht lädt den Leser dazu ein, über die wahren Kräfte nachzudenken, die Geschichte und Gesellschaft prägen, und die Rolle von Macht, Täuschung und Unwissenheit zu reflektieren. Es ist ein Klassiker der Gesellschaftskritik, der auch heute noch relevant ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.