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Krankenbesuche

Von

Eine Ähnlichkeit, die ich mit Christus habe:
Nur die Weiber kommen zu meinem Grabe.

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Gedicht: Krankenbesuche von Franz Grillparzer

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Krankenbesuche“ von Franz Grillparzer ist ein kurzer, prägnanter Kommentar zur Rezeption seines Werkes oder möglicherweise seiner Person, möglicherweise mit einem Hauch von ironischer Selbstbetrachtung. Die zwei Zeilen bilden eine überraschende Aussage, die auf eine Verbindung mit Jesus Christus anspielt, aber auf eine sehr spezifische und unerwartete Weise.

Die „Ähnlichkeit“ mit Christus wird etabliert, indem nur die „Weiber“ zu Grillparzers „Grabe“ kommen. Die Verwendung des Wortes „Grabe“ deutet auf eine gewisse Distanzierung, eine mögliche Selbstironie und die Vorstellung von Tod oder zumindest von einem Ende, vielleicht dem Ende des Lebenswerks oder der Popularität. Dies kann als Hinweis auf die historische Rezeption von Grillparzers Werk interpretiert werden, wobei Frauen möglicherweise seine primäre Zielgruppe oder seine größten Bewunderer waren. Es könnte auch bedeuten, dass Grillparzer die Frauen in seiner Leserschaft als eine Art „Nachwelt“ oder als diejenigen betrachtete, die sein Andenken am Leben erhalten würden.

Der Bezug zu Christus ist hier natürlich eine Übertreibung, die aber eine tiefere Bedeutungsebene aufweist. Christus ist eine zentrale Figur der christlichen Religion, bekannt für seine Nachfolge, die auch von Frauen unterstützt wurde. Grillparzer zieht eine Parallele, indem er ironisch andeutet, dass seine „Weiber“-Anhängerinnen in gewisser Weise die Rolle der Jüngerinnen Christi übernehmen. Dies könnte als eine Art Selbstüberhöhung, aber auch als eine kritische Betrachtung der eigenen Position und des eigenen literarischen Erbes gelesen werden. Die Ironie liegt in der Kombination des Erhabenen (Christus) mit dem Alltäglichen (Krankenbesuche).

Das Gedicht ist sprachlich einfach und direkt, was die Aussage noch pointierter macht. Die Verwendung des Wortes „Weiber“ statt „Frauen“ ist möglicherweise ein bewusster stilistischer Kniff, der entweder einen altmodischen oder etwas herablassenden Ton erzeugt, der die Ironie verstärkt. Letztlich ist das Gedicht ein kleines Meisterwerk der Selbstbeobachtung und der literarischen Kritik, das in wenigen Zeilen eine komplexe Botschaft vermittelt. Es lädt den Leser ein, über die Beziehung zwischen Autor, Werk und Rezeption nachzudenken, und zwar mit einem Augenzwinkern.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.