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Die Passionsblume

Von

Grimm durchbohrt von spitzen Nägeln, dorngekrönt das hehre Haupt,
Hing der Heiland an dem Kreuze, schmerzdurchzuckt und trostberaubt;
Höhnend lächeln nur die Juden, wie er leidet heiße Qual,
Einzig eine liebe Blume blickt voll Leid zum Kreuzespfahl.

Und sie rankt sich kühlend, lindernd hoch empor am blut`gen Pfahl,
Rührt Hände, rührt die Lippen ihres Schöpfers voller Qual,
Daß sie länger nicht mehr brennen in des heißen Durstes Pein,
Daß der Heiland sei am Kreuze nicht so ganz und gar allein.

Sie durchflicht die Dornenkrone sacht mit saftigdunklem Grün,
Daß die herben, scharfen Dornen wie im Maienglanze blüh`n,
Weich die Blätter legt sie leise auf des Dulders bleiche Stirn,
Wunden hüllend, Wunden stillend, die zerquälen Stirn und Hirn.

Und da von dem Kreuz erklungen jenes süße Wort: Vollbracht,
Wie das Weh, so die Erlösung! — sank auch sie in Todesnacht.
Treue Blume, schließ` das Auge, welke nur, der Frühling lacht,
Der Karfreitag ist zu Grabe, und der Ostertag erwacht!

Als der Herr vom Grab erstanden, auch die Blume neu erblüht;
Wie sie frühlingssonnig duftet, wie sie frühlingsbunt erglüht!
Christi Schmerzen, Dornen, Nägel, die fünf Wunden trägt sie zwar,
Aber gleich des Heiland`s Wunden lichtverkläret wunderbar.

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Gedicht: Die Passionsblume von Franz Alfred Muth

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Passionsblume“ von Franz Alfred Muth ist eine bewegende Betrachtung der Leiden Christi aus der Perspektive einer Blume, die als Symbol für Mitgefühl und Trost dient. Es verbindet religiöse Symbolik mit Naturmetaphern, um die Passion Jesu und die Hoffnung auf Auferstehung auszudrücken. Die Blume ist nicht nur Zeugin des Leidens, sondern handelt auch aktiv, um dieses zu lindern.

Die ersten drei Strophen beschreiben die Leidenszeit Jesu am Kreuz. Die Passionsblume wird als einziger Trost dargestellt, die sich emporrankt und versucht, die Schmerzen des Gekreuzigten zu lindern. Sie berührt seine Hände und Lippen, kühlt seine vom Durst geplagte Kehle und umhüllt die Dornenkrone mit ihrem Grün. Diese Handlungen sind nicht nur physisch, sondern auch symbolisch: Sie repräsentieren die Liebe, das Mitgefühl und die Trost spendende Kraft, die inmitten des Leids zu finden sind. Die Blume teilt das Leid Christi, indem sie seine Wunden bedeckt und versucht, die Qualen zu lindern.

In der vierten Strophe stirbt die Blume zusammen mit Jesus, nachdem er die Worte „Es ist vollbracht“ gesprochen hat. Dies symbolisiert die Verbundenheit zwischen dem Leiden Christi und dem Leid der Natur. Der Tod der Blume ist jedoch nicht das Ende, sondern nur der Übergang zur Hoffnung. Der Karfreitag geht vorüber, und der Ostertag kündigt sich an. Die Blume, wie Jesus, wird auferstehen.

Die letzte Strophe beschreibt die Auferstehung Jesu und die Wiedergeburt der Blume. Sie erblüht neu und trägt die Wunden Christi, aber diese sind nun lichtverklärt. Die Passionsblume wird so zum Symbol der Hoffnung und der Erlösung. Sie steht für die transformative Kraft des Leidens, das in die Auferstehung und die ewige Freude münden kann. Das Gedicht vereint so Trauer, Schmerz, Mitgefühl und Hoffnung und schafft eine eindringliche Botschaft der Erlösung durch Liebe und Opferbereitschaft.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.