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Am Kongo

Von

Sultanen, zaudert nicht! es gilt ein Fest zu feiern!
Berauscht mit Palmwein euch aus halben Straußeneiern!
Schmückt euch, wie jenen Tag, an dem des Harems Thor
Sich vor euch öffnete! entfaltet eure besten
Gewande! kleidet euch, wie sonst bei hohen Festen!
Ein großes Glück steht euch bevor.

Die Menge draußen jauchzt, und die Batuken schallen.
Vom vollen Nacken laßt den falt′gen Scharlach wallen!
Hängt die Korallen um, aus denen Feuer sprüht!
Die rothe Erde nehmt, die Wangen zu bestreichen!
Laßt euer Angesicht dem Morgenhimmel gleichen,
Wenn er in dunkler Röthe glüht!

Singt euer froh′stes Lied! Tanzt durch die Palastthüren
In das Gewühl hinaus! zum Strome laßt euch führen,
Wo um den König sich gelagert hat das Heer.
Er ist zurückgekehrt aus seinen Wüstenschlachten,
Ihr seufztet oft nach ihm; gestillt wird euer Schmachten!
Fortan verläßt er euch nicht mehr!

Ihr seid beneidenswerth! zu allen Tageszeiten
Wird er jetzt bei euch sein; er braucht nicht mehr zu streiten;
Das ganze Land ist sein, bis wo der Kongo quillt.
Nichts liegt ihm fürder ob, als unter euch zu weilen;
Für immer wird er jetzt mit euch das Lager theilen –
Dort liegt er auf dem Kupferschild!

Fahrt nicht zurück! er ist′s, der Wildeste der Dschaggas!
Wohl gleicht sein Mantel jetzt dem streif′gen Fell des Quagga′s;
Blutstreifen zieren ihn! wohl ist sein Auge starr!
Wohl ist sein Arm gelähmt, der uns den Sieg erfochten!
Wohl stehn die Pulse still, die einst so feurig pochten
Bei Tamtamklang und Hufgescharr!

Er hat den Sieg erkauft mit seinem eignen Blute;
Kein Geriot, kein Grisgi und keine Zauberruthe
Erweckt ihn; durch dies Grab will er von hinnen ziehn
In das glücksel′ge Land, wo die Gestorbnen wohnen;
Wo statt des Thaues Blut auf Gras und Blumenkronen
Glänzt; – Heil euch, ihr begleitet ihn!

Wohl zög′ er zürnend noch empor die finstern Brauen,
Fänd′ er im Grabe nicht die dreimal fünfzig Frauen,
Die lebend er umarmt! – wir senden euch ihm nach!
Seht, wie sein Auge zuckt! mit grünen Palmenzweigen
Bedeckt den Harrenden! tanzt, und im wirrsten Reigen
Empfangt Schwertstreich und Keulenschlag!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Am Kongo von Ferdinand Freiligrath

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Kongo“ von Ferdinand Freiligrath beschreibt eine rituelle Feierlichkeit, die von einem tiefen Unterton des Todes durchzogen ist. Die Verse zeichnen das Bild eines Stammes, der seinen siegreichen, aber gefallenen König feiert. Es ist eine Feier des Triumphes im Tod, ein Moment des Übergangs, in dem die Lebenden Abschied vom Krieger nehmen und sich dem Schicksal des Königs anschließen.

Die ersten Strophen rufen eine Atmosphäre der überschwänglichen Freude hervor. Die Sultanen werden aufgefordert, sich zu vergnügen und die Rituale zu vollziehen, die mit einem großen Fest verbunden sind. Die Beschreibung der Kleidung und der Aktivitäten, wie das Trinken von Palmwein und das Tanzen, deutet auf eine ausgelassene Feier hin. Diese anfängliche Freude steht jedoch im Kontrast zu dem, was sich im Verlauf des Gedichts offenbart. Es ist eine Freude, die das Unvermeidliche überdeckt: den Tod des Königs.

Die Mitte des Gedichts lenkt die Aufmerksamkeit auf den König selbst. Seine Rückkehr wird gefeiert, aber es wird bald klar, dass es sich um eine Rückkehr in den Tod handelt. Die Beschreibung des Königs, der nun auf einem Kupferschild liegt, und die Erwähnung seines „blutigen Mantels“ enthüllen die Tragödie. Die Lebenden beneiden den Toten, der nun für immer bei ihnen sein wird, eine Ironie, die die Kluft zwischen Leben und Tod verdeutlicht. Die Anspielungen auf den Sieg und die Kämpfe des Königs erhalten eine bittere Note, da der Sieg den Tod selbst bedeutet hat.

Die abschließenden Strophen enthüllen die erschreckenden Details der Zeremonie. Der König ist tot, und seine Untertanen werden nun in seinen Tod begleitet. Die Frauen werden erwähnt, die lebendig mit dem König begraben werden, und die Aufforderung zum Tanz und zum Empfang von Schwertstreichen und Keulenschlägen enthüllt die grausame Natur der Zeremonie. Freiligrath malt ein Bild von blutigem Ritual und gewaltsamem Abschied, in dem die Lebenden in den Tod ihres Anführers getrieben werden. Das Gedicht ist eine Reflexion über Krieg, Tod, Macht und die komplexen Emotionen, die diese Ereignisse auslösen können.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.