Zu der Scheffelfeier in Heidelberg
Gern bin ich sangerbötig
Zu jeder deutschen Feier:
Hier aber ist nicht nöthig
Mein Lied und meine Leier.
Alt Heidelberg, der Feinen,
Natur und Art und Geist
Zu singen ist des Einen,
Der Joseph Victor heißt.
Gott Odhin hat die Lüfte,
Erdhöhle hat der Zwerg,
Der Riese Felsenklüfte
Und Scheffel Heidelberg.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Zu der Scheffelfeier in Heidelberg“ von Felix Dahn ist eine humorvolle und ehrerbietige Hommage an den Dichter Joseph Victor von Scheffel, sowie an die Stadt Heidelberg selbst. Das Gedicht ist kurz und prägnant, und drückt die Überzeugung des Autors aus, dass das Loblied auf Scheffel und Heidelberg einer anderen Feder, nämlich der Scheffels, gebührt.
Im ersten Teil des Gedichts, in den ersten vier Zeilen, drückt Dahn seine Bereitschaft aus, bei deutschen Feiern zu singen, betont aber dann, dass sein Gesang und seine Leier bei dieser speziellen Gelegenheit unnötig sind. Dies deutet auf eine hohe Wertschätzung Scheffels und Heidelbergs hin, so dass Dahn es als unpassend erachtet, sich selbst in den Vordergrund zu spielen. Es ist eine Geste der Bescheidenheit und des Respekts, die die Bedeutung des Anlasses hervorhebt.
Die folgenden vier Zeilen preisen Heidelberg, mit seinen besonderen Eigenschaften. Dahn verweist auf die „feinen“ Aspekte der Stadt – Natur, Art und Geist. Dann betont er, dass es eine Person gibt, die in der Lage ist, diese Aspekte angemessen zu besingen: Joseph Victor von Scheffel. Durch diese Aussage wird Scheffel als der einzig Geeignete für diese Aufgabe hervorgehoben.
In den abschließenden vier Zeilen werden verschiedene Kräfte und Bereiche verglichen: Gott Odin für die Lüfte, der Zwerg für die Erdhöhle, der Riese für die Felsenklüfte. Scheffel wird, als Schöpfer des Gedichts zu Ehren Heidelbergs, auf dieselbe Ebene wie diese mythologischen Kräfte gestellt. In diesem Vergleich wird Scheffels Fähigkeit, die Schönheit und den Geist Heidelbergs einzufangen, als ebenso mächtig und bedeutend wie die Kräfte der Natur angesehen. Der „Scheffel“ in der letzten Zeile ist dabei ein Wortspiel und bezeichnet sowohl den Dichter als auch die Stadt.
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Lizenz und Verwendung
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