Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , ,

Es ist alles eitel

Von

Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;
Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden;

Was jetzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden;
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch, bestehn?
Ach, was ist alles dies, was wir vor köstlich achten,

Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,
Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder find’t!
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Es ist alles eitel von Andreas Gryphius

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es ist alles eitel“ von Andreas Gryphius ist eine eindringliche Reflexion über die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge. Im Zentrum steht das barocke Vanitas-Motiv: Alles Weltliche ist vergänglich und letztlich ohne Bestand. Gleich zu Beginn wird die allgegenwärtige „Eitelkeit auf Erden“ betont. Der Mensch schafft und baut, doch was heute errichtet wird, kann morgen schon zerstört sein. Selbst Städte, Symbole von Zivilisation und Fortschritt, werden eines Tages verschwinden und Wiesen weichen, auf denen spielende Kinder die einstige Größe nicht mehr erahnen können. Gryphius zeigt damit, wie flüchtig selbst das scheinbar Beständige ist. In der zweiten Strophe verstärkt sich diese Perspektive: Kein Ruhm, keine Macht, kein Material – nicht einmal Erz oder Marmor – kann der Zeit trotzen. Glück ist ebenso unbeständig wie das Leben selbst. Besonders eindrücklich ist das Bild vom „Traum“, in den sich alles auflöst. Die Schlussverse steigern die Erkenntnis: Der Mensch hält weltliche Güter für wertvoll, doch letztlich sind sie nur „Schatten, Staub und Wind“. Die „Wiesenblume“ symbolisiert die vergängliche Schönheit, die unwiederbringlich vergeht. Die letzte Zeile beklagt, dass trotz dieser offensichtlichen Wahrheit kaum jemand das Ewige – also Gott – in den Blick nimmt. Gryphius mahnt so zur Einsicht, dass nur das Göttliche Bestand hat, während alles Irdische unaufhaltsam vergeht.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.