Ohn Unterlaß′ einander…
Ohn Unterlaß′ einander
Folgt, Meereswellen, ihr
Und brecht am Felsenufer
Euch nach einander hier.
Nicht Eine kehret wieder,
Nicht Eine bleibet frei
Vom allgemeinen Loose,
Wie groß, wie klein sie sei!
So schwinden wir – auf immer,
Sei du Peking′s Despot,
Und ich die ärmste Sklavin,
Sobald das Loos gebot.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ohn Unterlaß‘ einander…“ von Elisabeth Kulmann ist eine Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit des Schicksals, dargestellt durch das Bild der sich stetig brechenden Meereswellen. Die Autorin vergleicht das unablässige Kommen und Gehen der Wellen mit dem menschlichen Dasein und unterstreicht die Gleichheit aller Menschen im Angesicht des Todes, unabhängig von ihrem sozialen Status oder ihrer Macht.
Das Gedicht beginnt mit einer direkten Ansprache an die Meereswellen, die unaufhörlich an das Felsenufer branden. Dieses Bild der kontinuierlichen Bewegung und des ständigen Wandels dient als Metapher für die Unaufhaltsamkeit des Lebens. Keine Welle kehrt zurück, keine entgeht dem Schicksal des Brechens. Diese Beobachtung bildet die Grundlage für die Übertragung auf die menschliche Existenz. Die zweite Strophe verdeutlicht diese Übertragung, indem sie die Allgegenwart des Schicksals betont. Es ist egal, ob eine Welle groß oder klein ist – sie alle teilen dasselbe Schicksal, das Brechen.
Die dritte Strophe zieht eine direkte Parallele zwischen den Wellen und den Menschen. Das „Schwinden“ wird hier zum zentralen Thema, das das Vergängliche des menschlichen Lebens betont. Interessanterweise wird die Gleichheit aller Menschen vor dem Tod hervorgehoben, indem ein „Peking’s Despot“ (ein mächtiger Herrscher) und „die ärmste Sklavin“ gegenübergestellt werden. Dies unterstreicht die universelle Geltung des Schicksals, das letztendlich alle Menschen vereint. Das „Loos“ (Schicksal, Los) ist die bestimmende Kraft, der sich niemand entziehen kann.
Kulmanns Gedicht ist geprägt von einer melancholischen Stimmung und einer klaren, einfachen Sprache. Die Wiederholung der Metapher der Wellen verstärkt die eindringliche Botschaft von der Vergänglichkeit und der Gleichheit aller Menschen im Angesicht des Todes. Die Verwendung einfacher Worte und klarer Bilder macht das Gedicht leicht verständlich, während die tiefgründige Thematik zum Nachdenken über die eigene Existenz und die Bedeutung des Lebens anregt. Es ist eine Mahnung an die Endlichkeit, die sowohl für Mächtige als auch für Machtlose gilt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.