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An eine Wolke

Von

Reich mir die Hand, o Wolke,
Heb′ mich zu dir empor!
Dort stehen meine Brüder
Am offnen Himmelsthor.

Sie sind′s, obgleich im Leben
Ich niemals sie gesehn:
Ich seh′ in ihrer Mitte
Ja unsern Vater stehn!

Sie schaun auf mich hernieder,
Sie winken mir zu sich.
O reich′ die Hand mir, Wolke,
Schnell, schnell erhebe mich!

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Gedicht: An eine Wolke von Elisabeth Kulmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An eine Wolke“ von Elisabeth Kulmann ist eine ergreifende Bitte an eine Wolke, die sie als Transportmittel in eine himmlische Sphäre, zu ihren verstorbenen Brüdern und ihrem Vater, darstellt. Es ist von einem tiefen Sehnen nach dem Tod und der Vereinigung mit der Familie geprägt, wobei die Wolke als Mittlerin zwischen der irdischen und der himmlischen Welt fungiert. Die Kürze des Gedichts und die schlichte Sprache verstärken die Intensität des emotionalen Ausdrucks.

Die ersten vier Verse etablieren das zentrale Motiv: die Bitte an die Wolke, die Hand zu reichen und die Sprecherin in den Himmel zu heben. Die „Brüder“ am „offnen Himmelsthor“ werden als Ziel der Reise vorgestellt. Die Verwendung des Wortes „empor“ deutet auf eine Sehnsucht nach etwas Höherem hin, nach einer Befreiung von den irdischen Sorgen. Die Vorstellung, die Brüder dort zu treffen, evoziert ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Die Einfachheit des Satzbaus und die direkten Fragen verstärken die Dringlichkeit und Unmittelbarkeit des Wunsches nach Erlösung.

In den folgenden vier Versen wird das Motiv der familiären Wiedervereinigung vertieft. Obwohl die Sprecherin ihre Brüder im Leben nie gesehen hat, fühlt sie sich mit ihnen verbunden. Die Erkenntnis, ihren Vater in ihrer Mitte zu sehen, unterstreicht die tiefe Sehnsucht nach familiärer Einheit und nach einem Ort, an dem alle Familienmitglieder wieder vereint sind. Die Beschreibung des Vaters als zentrale Figur in dieser himmlischen Versammlung unterstreicht die Sehnsucht nach Geborgenheit und Schutz. Die Worte sind getränkt von einem Gefühl der Sicherheit und des Friedens, das die Sprecherin in der Vorstellung dieses Treffens findet.

Die letzten vier Verse gipfeln in einer direkten Bitte an die Wolke, mit der Wiederholung der Hand-Metapher und der Bitte, sie rasch zu erheben. Die Brüder „schauen hernieder“ und „winken“ der Sprecherin zu, was ihre Sehnsucht noch verstärkt. Die Verwendung von „schnell, schnell“ in der abschließenden Zeile unterstreicht die Ungeduld und die Dringlichkeit, diesen Zustand der Vereinigung zu erreichen. Das Gedicht endet mit einem Gefühl von Hoffnung und dem tiefen Wunsch nach Erlösung, getragen von der Sehnsucht nach der Liebe und der Geborgenheit der Familie in einer transzendenten Welt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.