An eine Sperlingsmutter
Sei ruhig, nicht zum Kummer
Hab′ ich dein Nest entdeckt,
Im Winkel zweier Sparren
Des Daches klug versteckt.
Von nun an theil′ ich täglich
Mit deiner Brut mein Brot:
So viel wird Gott schon geben,
Er läßt uns nicht in Noth.
Gewöhnt an mich allmählig
Sich deiner Kinder Sinn,
Sag ihnen, wenn sie fragen,
Daß ich die Ahnin bin.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An eine Sperlingsmutter“ von Elisabeth Kulmann ist eine zarte und liebevolle Auseinandersetzung mit der Natur und der menschlichen Empathie. Es ist ein kleines Juwel, das die Verbundenheit zwischen Mensch und Tier feiert und gleichzeitig die Fürsorge und Geborgenheit thematisiert. Der Ich-Erzähler, wahrscheinlich eine Frau, spricht direkt die Sperlingsmutter an und drückt in schlichten, klaren Worten ihre Absicht aus, den Vögeln zu helfen.
Der erste Versabschnitt etabliert die friedliche Absicht der Ich-Erzählerin. Sie versichert der Sperlingsmutter, dass ihre Entdeckung des Nestes keine Bedrohung darstellt, sondern im Gegenteil eine Geste der Freundschaft ist. Die Wahl der Worte, wie „ruhig“ und „klug versteckt“, zeigt Respekt vor der mütterlichen Fürsorge und unterstreicht die Intention, keinen Schaden anzurichten. Das Verstecken des Nestes in einem Winkel zwischen Sparren deutet auf eine kluge und sichere Umgebung hin, die die Ich-Erzählerin respektiert.
Die folgenden Strophen beschreiben die konkrete Hilfe, die die Erzählerin anbietet: Sie teilt ihr Brot mit den Jungen und verspricht, dass Gott für das Auskommen sorgen wird. Dies ist ein Ausdruck von Vertrauen in die göttliche Vorsehung und ein Zeichen der Großzügigkeit. Bemerkenswert ist auch die Art und Weise, wie die Erzählerin die Jungen in ihre Fürsorge einbezieht. Sie möchte, dass sich die Vögel an sie gewöhnen und erklärt sich selbst als „Ahnen“. Dies deutet auf eine tiefe emotionale Verbundenheit hin und einen Wunsch nach Harmonie und Zugehörigkeit.
Die Einfachheit der Sprache und die klaren Bilder machen das Gedicht für den Leser leicht zugänglich und ergreifend. Es ist ein Beispiel für die Romantik und Humanität, die in der Naturbeobachtung zum Ausdruck kommt. Das Gedicht endet mit einem Bild der Harmonie und des Vertrauens, in dem die Erzählerin eine schützende und liebevolle Rolle für die Vögel übernimmt. Es ist ein Plädoyer für Nächstenliebe, Empathie und das Verständnis der Natur, das in seiner Schlichtheit eine tiefe Wirkung entfaltet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.