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Agnes

Von

Rosenzeit! Wie schnell vorbei,
Schnell vorbei
Bist du doch gegangen!
Waer mein Lieb nur blieben treu,
Blieben treu,
Sollte mir nicht bangen.

Um die Ernte wohlgemut,
Wohlgemut
Schnitterinnen singen.
Aber, ach! mir kranken Blut,
Mir kranken Blut
Will nichts mehr gelingen.

Schleiche so durchs Wiesental,
So durchs Tal,
Als im Traum verloren,
Nach dem Berg, da tausendmal,
Tausendmal
Er mir Treu geschworen.

Oben auf des Huegels Rand,
Abgewandt,
Wein ich bei der Linde;
An dem Hut mein Rosenband,
Von seiner Hand,
Spieler in dem Winde.

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Gedicht: Agnes von Eduard Mörike

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Agnes“ von Eduard Mörike ist ein kurzer, melancholischer Ausdruck des Verlusts und der Trauer über das Ende einer Liebesbeziehung. Das lyrische Ich blickt wehmütig auf eine vergangene glückliche Zeit zurück, symbolisiert durch die „Rosenzeit“, und beklagt den Verrat des geliebten Menschen. Der Tonfall ist elegisch und von tiefer Traurigkeit geprägt, was durch die wiederholten Verse und die einfache, doch eindringliche Sprache verstärkt wird.

Die Struktur des Gedichts, die durch die Wiederholung von Verszeilen wie „Schnell vorbei“ und „Blieben treu“ gekennzeichnet ist, spiegelt die innewohnende Melancholie wider. Diese Wiederholungen dienen nicht nur der musikalischen Wirkung, sondern betonen auch die Unabänderlichkeit des Verlustes und die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs. Die Verwendung von Reimschema und rhythmischen Mustern verstärkt den Eindruck der Vertrautheit und der klaren Botschaft, die das Gedicht vermitteln will.

Die Natur wird in dem Gedicht als Spiegel der Emotionen des lyrischen Ichs dargestellt. Die „Schnitterinnen“, die „wohgemut“ singen, stehen in krassem Gegensatz zur eigenen „kranken“ Gefühlswelt. Das Wandern durch das „Wiesental“, als ob im Traum verloren, verdeutlicht die Orientierungslosigkeit und das Gefühl des Getrenntseins von der Welt. Das Bild der Linde, unter der das lyrische Ich weint, wird zum Ort der Erinnerung und des Schmerzes. Das Rosenband, ein Symbol der Liebe, das nun vom Wind „gespielt“ wird, unterstreicht die Vergänglichkeit des Glücks und die Leere, die durch den Verlust entstanden ist.

Insgesamt ist „Agnes“ ein ergreifendes Gedicht, das die universellen Themen Liebe, Verlust und Trauer auf eine einfache, aber kraftvolle Weise behandelt. Mörike gelingt es, die tiefe Verzweiflung des lyrischen Ichs durch präzise Bilder und eine schlichte, aber wirkungsvolle Sprache auszudrücken. Das Gedicht lädt den Leser ein, die eigene Erfahrung von Verlust und Schmerz zu reflektieren und die Fragilität menschlicher Beziehungen zu erkennen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.