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Es zog eine Hochzeit den Berg entlang

Von

Sie sang das Lied, die Worte sind verklungen,
Die Finger liegen lässig auf den Tasten,
Es wächst der Mond aus leichten Dämmerungen
Und grüßt ins Fenster, die Gedanken rasten.
Hört sie Musik? Vor hundert frischen Jungen
Flog grün ein Attila mit Silberquasten,
Durchs Herz geschossen ruht er, schlachtverschlungen,
Im grünen Attila mit Silberquasten.

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Gedicht: Es zog eine Hochzeit den Berg entlang von Detlev von Liliencron

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Es zog eine Hochzeit den Berg entlang“ von Detlev von Liliencron entfaltet in wenigen Versen eine dichte Atmosphäre, die von Erinnerung, Verfall und dem Echo vergangener Ereignisse geprägt ist. Der Ausgangspunkt ist eine Frau, die vermutlich am Klavier sitzt und nachdenkt. Der Verlust der Worte des Liedes, das sie einst sang, deutet auf eine verblasste Vergangenheit hin, die jedoch weiterhin ihre Gedanken beschäftigt. Die Präsenz des Mondes, der aus den Dämmerungen emporsteigt und ins Fenster blickt, verstärkt den Eindruck einer melancholischen Stimmung und der Verbindung zur Natur.

Der zweite Teil des Gedichts, die letzten vier Verse, unterbricht die ruhige, introspektive Stimmung und führt den Leser in eine kriegerische Szenerie. Die Frage „Hört sie Musik?“ leitet zu einem überraschenden Bild über: einem grünen Attila mit Silberquasten, der von hundert jungen Männern umgeben ist. Diese kriegerische Metapher, in der ein Attila durchs Herz geschossen wird, steht im krassen Gegensatz zur Stille und Melancholie der ersten Verse. Die Wiederholung des Bildes vom „grünen Attila mit Silberquasten“ am Ende unterstreicht die Dramatik und das grausame Ende der Schlacht.

Die Beziehung zwischen den beiden Teilen ist rätselhaft und eröffnet verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Möglicherweise handelt es sich um eine Erinnerung an ein vergangenes Ereignis, das die Frau einst erlebte oder dem sie nahestand. Das Lied und die Melancholie könnten für die Verluste und die Trauer stehen, die mit Krieg und Tod verbunden sind. Der Attila, der durchs Herz geschossen wird, kann als Symbol für den Verlust von Unschuld, die Vergänglichkeit des Lebens oder das Ende einer Epoche gesehen werden.

Insgesamt zeichnet das Gedicht ein vielschichtiges Bild von Verlust, Erinnerung und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Die Kontraste zwischen Ruhe und Gewalt, Musik und Tod schaffen eine beunruhigende Spannung, die den Leser dazu anregt, über die Bedeutung des Gedichts nachzudenken. Die Kürze der Verse und die dichte Metaphorik tragen dazu bei, eine tiefgreifende emotionale Wirkung zu erzielen, die weit über die bloße Erzählung hinausgeht. Das Gedicht ist ein Beispiel für die Fähigkeit Liliencrons, komplexe Themen in prägnanter und eindringlicher Weise darzustellen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.