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Bitten

Von

Gott, deine Güte reicht so weit,
So weit die Wolken gehen;
Du krönst uns mit Barmherzigkeit,
Und eilst, uns beizustehen.
Herr, meine Burg, mein Fels, mein Hort,
Vernimm mein Flehn, merk auf mein Wort,
Denn ich will vor dir beten!

Ich bitte nicht um Überfluß
Und Schätze dieser Erden.
Laß mir, so viel ich haben muß,
Nach deiner Gnade werden.
Gib mir nur Weisheit und Verstand,
Dich, Gott, und den, den du gesandt,
Und mich selbst zu erkennen.

Ich bitte nicht um Ehr und Ruhm,
So sehr sie Menschen rühren;
Des guten Namens Eigentum
Laß mich nur nicht verlieren.
Mein wahrer Ruhm sei meine Pflicht,
Der Ruhm vor deinem Angesicht,
Und frommer Freunde Liebe.

So bitt ich dich, Herr Zebaoth,
Auch nicht um langes Leben.
Im Glücke Demut, Mut in Not,
Das wolltest du mir geben.
In deiner Hand steht meine Zeit;
Laß du mich nur Barmherzigkeit
Vor dir im Tode finden.

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Gedicht: Bitten von Christian Fürchtegott Gellert

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bitten“ von Christian Fürchtegott Gellert ist ein tiefgründiges Gebet, das sich an Gott richtet und die wichtigsten Werte des menschlichen Lebens in den Vordergrund stellt. Es verzichtet auf materielle Wünsche und konzentriert sich stattdessen auf innere Werte wie Weisheit, Bescheidenheit, Rechtschaffenheit und die Erlangung von Gottes Gnade, sowohl im Leben als auch im Tod. Der Dichter drückt seine Dankbarkeit für Gottes Güte und Barmherzigkeit aus, die er als grenzenlos und allgegenwärtig wahrnimmt, und bittet um Führung und Unterstützung in allen Lebenslagen.

Das Gedicht ist in drei Strophen gegliedert, die jeweils unterschiedliche Aspekte der menschlichen Existenz ansprechen. In der ersten Strophe bittet der Sprecher um Gottes Beistand und äußert den Wunsch nach spiritueller Erleuchtung. Er verzichtet auf weltlichen Reichtum und materielle Güter und bittet stattdessen um Weisheit, Verstand und die Fähigkeit, Gott und sich selbst zu erkennen. Diese Haltung spiegelt eine tiefe Demut und die Erkenntnis wider, dass wahres Glück nicht in äußeren Dingen, sondern in der inneren Entwicklung und der Beziehung zu Gott liegt.

Die zweite Strophe konzentriert sich auf die Frage nach Ruhm und Ehre. Der Dichter lehnt die weltlichen Versuchungen von Ruhm ab und betont stattdessen die Bedeutung eines guten Namens und der Erfüllung der eigenen Pflichten. Sein wahrer Ruhm soll in der Erfüllung der religiösen Pflichten und der Liebe frommer Freunde liegen. Dies unterstreicht die Wichtigkeit von moralischer Integrität und der Wertschätzung echter Freundschaft, die von weltlichen Lob nichts erwarten, als nur die eigenen Werte widerspiegeln.

Die dritte Strophe schließlich thematisiert das Leben und den Tod. Der Dichter bittet nicht um ein langes Leben, sondern um Demut im Glück und Mut in Not. Er vertraut die Kontrolle über seine Zeit Gottes Händen an und bittet um Gottes Barmherzigkeit im Angesicht des Todes. Diese Haltung zeigt die Akzeptanz der menschlichen Vergänglichkeit und den Wunsch nach Erlösung. Das Gedicht endet mit einer tiefen Sehnsucht nach Gottes Gnade, die im Tod gefunden werden soll, was die tiefe Gläubigkeit des Dichters und seine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.