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Vogelschau

Von

Weisse schwalben sah ich fliegen –
schwalben schnee- und silberweiss –
Sah sie sich im winde wiegen –
In dem winde hell und heiss.

Bunte häher sah ich hüpfen –
Papagei und kolibri
Durch die wunder-bäume schlüpfen
In dem wald der Tusferi.

Grosse raben sah ich flattern –
Dohlen schwarz und dunkelgrau
Nah am grunde über nattern
Im verzauberten gehau.

Schwalbens eh ich wieder fliegen –
Schnee und silberweisse schar –
Wie sie sich im winde wiegen
In dem winde kalt und klar!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Vogelschau von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Vogelschau“ von Stefan George entfaltet eine fast visionäre Naturbetrachtung, in der verschiedene Vogelarten mit symbolischer Bedeutung erscheinen. Es beginnt mit einem Bild strahlender, weißer Schwalben, die sich im heißen Wind wiegen. Ihre Farbe und ihr eleganter Flug stehen für Reinheit, Leichtigkeit und vielleicht eine Art idealisierte Schönheit. Die Wiederholung dieser Szene am Ende des Gedichts betont ihre besondere Bedeutung und erzeugt eine zyklische Struktur.

In der zweiten Strophe treten farbenprächtige Vögel wie Häher, Papageien und Kolibris auf, die durch „Wunder-Bäume“ schlüpfen. Dies verleiht der Szenerie eine exotische, fast märchenhafte Note. Der geheimnisvolle „Wald der Tusferi“ – möglicherweise eine erfundene oder mythische Landschaft – verstärkt dieses Gefühl eines entrückten, fast unwirklichen Raums.

Die dritte Strophe bringt eine düstere Wendung: Große Raben und Dohlen in dunklen Farben fliegen tief über den Boden, nahe bei Schlangen. Diese Tiere sind oft mit Tod und Unheil assoziiert, und das „verzauberte Gehölz“ könnte eine bedrohliche oder verborgene Welt andeuten, die im Kontrast zu den leichten Schwalben steht.

Am Ende kehrt das Bild der weißen Schwalben zurück – diesmal jedoch in einem „kalten und klaren“ Wind. Während der erste Abschnitt von Wärme geprägt war, scheint sich die Szenerie nun verändert zu haben, als ob eine ernüchternde, vielleicht frostige Erkenntnis eingesetzt hätte. Das Gedicht spielt somit mit Gegensätzen: hell und dunkel, Leichtigkeit und Bedrohung, Wärme und Kälte. In dieser symbolischen Naturbeobachtung könnte eine tiefere Reflexion über Reinheit und Vergänglichkeit, Schönheit und Vergängnis verborgen liegen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.