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Komm in den totgesagten park

Von

Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade,
Der reinen wolken unverhofftes blau,
Erhellt die weiher und die bunten pfade.

Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau,
Die späten rosen welkten noch nicht ganz,
Erlese, küsse sie und flicht den kranz.

Vergiss auch diese letzten astern nicht,
Den purpur um die ranken wilder reben,
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

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Gedicht: Komm in den totgesagten park von Stefan George

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Komm in den totgesagten Park“ von Stefan George thematisiert die Schönheit und stille Lebendigkeit des Spätherbstes, der trotz seines nahenden Endes noch Fülle und Farben bereithält. Die Einladung, in den „totgesagten Park“ zu kommen, stellt eine poetische Widerlegung des Todes oder Verfalls dar: Der Park ist nicht leblos, sondern voller unerwarteter Schönheit. Der „Schimmer ferner lächelnder Gestade“ und das „unverhoffte Blau“ der Wolken erzeugen eine Atmosphäre von Sanftheit und Überraschung.

In der zweiten Strophe wird die farbliche Vielfalt des Herbstes hervorgehoben – das „tiefe Gelb“ und „weiche Grau“ von Birken und Buchsbaum, der noch milde Wind, die Rosen, die „noch nicht ganz“ verwelkt sind. Die Aufforderung, diese späten Blüten zu „erlesen, küssen und zu einem Kranz zu flechten“, vermittelt eine zärtliche Wertschätzung des Vergänglichen. Es geht nicht um Trauer über das Vergehen, sondern um die bewusste Anerkennung und Würdigung dessen, was noch da ist.

Die letzte Strophe verstärkt diese Haltung: Auch die letzten Astern, der „Purpur“ der wilden Reben und die verbleibenden grünen Ranken sollen nicht vergessen werden. Das lyrische Ich lädt dazu ein, all diese letzten Zeichen des Lebens zu nehmen und sie „leicht im herbstlichen Gesicht“ zu tragen – eine Metapher für das Annehmen des späten Jahres, vielleicht auch für die Würde des Alters oder die Schönheit im Vergehen. George verleiht dem Herbst hier eine versöhnliche, fast feierliche Note und zeigt, dass auch das scheinbar Vergängliche noch voller Anmut und Bedeutung ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.