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Streben in die Ferne

Von

Du blaue Ferne, die mir lieblich winket,
Was birgst Du wohl in Deinen Nebelduft?
Ist′s ein Phantom, was mir entzückend blinket
Als Stern der Ahndung dort in fremder Luft?

Was ist′s, das mächtig mich in′s Weite ruft,
Wenn still verlöscht die Abendsonne sinket?
Und wenn der Trennung unermessne Kluft
Den trüben Sinn in Grabestiefen winket?

Es ist der Hoffnung wunderbares Wehen
Das weit entlegne Länder mir verklärt,
Und goldnen Schimmer webt um ferne Höhen.

Die Gegenwart ist keines Blickes werth –
Nur eine bessre Zukunft zu erspähen,
Möcht′ ich heran genaht die Ferne sehen.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Streben in die Ferne von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Streben in die Ferne“ von Charlotte von Ahlefeld drückt eine Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach einer idealisierten Zukunft aus. Es beginnt mit einer direkten Ansprache an die Ferne, die als „lieblich“ und verlockend beschrieben wird. Die „blaue Ferne“ suggeriert Weite, Unendlichkeit und das Versprechen einer besseren Realität, die sich in der „Nebelduft“ verbirgt. Die Frage nach dem, was sich in dieser Ferne verbergen mag, deutet auf eine gewisse Unsicherheit und Ambivalenz hin: Ist es eine Illusion, ein „Phantom“, das lediglich kurz aufblitzt und wieder verschwindet? Oder ist es ein wahrhaftiger „Stern der Ahndung“, eine Vorahnung, die auf etwas Bedeutendes hinweist?

Der zweite Teil des Gedichts vertieft die Thematik der Sehnsucht und des Fernwehs. Es wird die Frage nach dem „Was ist’s, das mächtig mich in’s Weite ruft?“ aufgeworfen. Diese Frage verdeutlicht die starke Anziehungskraft, die von der Ferne ausgeht, eine Kraft, die stärker ist als die gegenwärtigen Umstände, wie die sinkende Abendsonne und die „Trennung unermessne Kluft“. Das „Grabestiefen“ deutet auf eine dunkle, möglicherweise melancholische Sicht auf die Gegenwart hin, die durch die Sehnsucht nach dem Unbekannten noch verstärkt wird. Die Betonung der unüberwindbaren Kluft zwischen dem Hier und Jetzt und der Ferne verstärkt das Gefühl der Unzufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation.

Im dritten Abschnitt wird die Quelle dieser Sehnsucht identifiziert: Es ist die „Hoffnung“, die die Autorin in die Ferne treibt und die sie in „wunderbares Wehen“ umsetzt. Diese Hoffnung verklärt die „weit entlegne Länder“ und umgibt die „ferne Höhen“ mit „goldnen Schimmer“. Dies deutet auf eine idealisierte Vorstellung von der Zukunft hin, in der alles besser, schöner und erfüllender zu sein scheint. Die Ferne wird somit zu einem Ort der Verheißung, der die Sehnsucht nach etwas Größerem und Besseren verkörpert.

Der Schluss des Gedichts unterstreicht die Abwertung der Gegenwart. Die „Gegenwart ist keines Blickes werth“, was die Intensität der Sehnsucht nach der Zukunft verdeutlicht. Die Autorin ist bereit, alles zu tun, um diese „bessre Zukunft zu erspähen“ und „die Ferne sehen“ zu können. Das Gedicht endet somit mit einem starken Ausdruck des Wunsches nach Veränderung und der Hoffnung auf ein erfüllteres Leben, das in der Ferne, in der Zukunft liegt. Es ist eine Reflexion über die menschliche Sehnsucht nach dem Unbekannten, die Suche nach Sinn und Erfüllung, die das Individuum antreibt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.