Thränen
Wie sanft naht jene Trauermelodie
Mir durch des Abends leise Dämmerhülle.
Aus Deines Tones wunderbarer Fülle
Entquillt mir Trost in süsser Harmonie.
Es schwebt die Stimme meiner innern Schmerzen
Auf Deinen Saiten, und sie bringen mir,
Herbei gelockt, Geliebteste! von Dir
Das still ersehnte Labsal kranker Herzen.
Denn meinen Busen hob ein banges Sehnen –
Ich danke Dir, Du hast es mir versüsst,
Hast mir gegeben, was mich freundlich grüsst,
Die lang entbehrte Lind′rung stiller Thränen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Thränen“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine intime Reflexion über die tröstende Kraft der Musik und die damit verbundene Erleichterung von innerem Schmerz. Es offenbart die tiefe emotionale Verbindung zwischen der sprechenden Person und einer geliebten Person, die durch ihr musikalisches Talent Trost spendet.
Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung der melancholischen Melodie, die in der Abenddämmerung erklingt und die Seele der sprechenden Person berührt. Diese Melodie dient als Quelle des Trostes und der Harmonie, was durch die Worte „Trost in süsser Harmonie“ ausgedrückt wird. Die Musik wird als ein Geschenk der geliebten Person wahrgenommen, aus dessen „wunderbarer Fülle“ die sprechende Person ihren Trost zieht. Dies deutet auf eine tiefe, persönliche Bindung und die Fähigkeit der Musik hin, Emotionen auf subtile Weise zu verstärken und zu verarbeiten.
In der zweiten Strophe wird der Fokus auf die Rolle der geliebten Person und deren Musik als Ausdruck des eigenen Schmerzes gelegt. Die „Stimme meiner innern Schmerzen“ findet in der Musik Ausdruck, und die geliebte Person, die durch ihre Kunst eine Heilung bewirkt, wird als „Geliebteste!“ angesprochen. Die Musik wird zur Quelle der „still ersehnten Labsal kranker Herzen“, was die heilende und tröstende Wirkung der Musik auf das leidende Innere unterstreicht. Die Musik wird somit zu einem Mittel der Kommunikation und Heilung.
In der dritten Strophe wird das zentrale Thema des Gedichts, die Tränen, direkt angesprochen. Das „bange Sehnen“ im Busen wird durch die Musik der geliebten Person versüßt und gemildert. Die lang ersehnte Linderung durch „stille Thränen“ wird als Geschenk der geliebten Person gesehen. Tränen werden hier nicht als Zeichen der Schwäche, sondern als Ausdruck der emotionalen Befreiung und des Trostes interpretiert. Sie symbolisieren die Fähigkeit, Schmerz zu verarbeiten und inneren Frieden zu finden, unterstützt durch die Musik und die Liebe der geliebten Person.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.