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Die Geschenke

Von

Um in der Ferne meiner zu gedenken,
Bedarfst Du wohl der äussern Zeichen nicht.
In Deiner Brust unsterblich mich zu denken,
Macht mir Dein Schwur zur ewig heil′gen Pflicht,
Und doch darfst Du die Gaben nicht verschmähen,
Womit ich wünsche Dich geschmückt zu sehen.

So nimm den Ring von meinem Haar umgeben
Und lass ihn nie von Deiner theuern Hand;
Er sei Dein Talisman im wilden Leben,
Und der Erinnrung goldnes Unterpfand;
Und auch noch dann wenn jede Hoffnung schwindet,
Sei er der Kreis, der magisch uns verbindet.

Und nimm die Uhr, die Dir mit leisem Schlage
Verklungne Stunden wiederholen kann;
Ach hätte sie die Macht, vergangne Tage
Uns zu erneun, wie kostbar wär′ sie dann!
Doch an die Flucht der Zeit darf sie Dich mahnen,
Und eine bessre Zukunft wird Dir ahnen.

Die Nadel nimm, geziert mit Edelsteinen,
Und trage sie an Deiner treuen Brust.
Sie wird der Welt als leerer Schmuck erscheinen,
Denn fremd ist ihr die schmerzlich süsse Lust,
Womit die Liebe sucht, in holden Bildern
Der reinen Gunst, des Scheidens Weh zu mildern.

Bewahre heilig, was ich Dir gegeben,
Denn ach – wer weiss, ob wir uns wiedersehn,
Ob unsre Wege durch das weite Leben
Nicht nach verschiednen , öden Zielen gehn,
Wo fern von Dir, in still verschwiegnen Thränen,
Mich heimlich aufzehrt meines Herzens Sehnen.

So nimm sie denn, die freundlichen Geschenke,
Die Dir des Abschieds dunkle Stunde bringt.
In der Erinn′rung theure Schatten senke
Den nassen Blick, wenn Dich der Gram bezwingt,
Dann wird mein Bild Dich liebevoll umschweben,
Und die Vergangenheit auf′s neue Dir beleben.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Geschenke von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Geschenke“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine tiefgründige Reflexion über Abschied, Erinnerung und die Sehnsucht nach Verbundenheit. Es ist ein Abschiedsgeschenk, das in Form einer Bitte des lyrischen Ichs an eine geliebte Person verfasst wurde. Die Autorin nutzt die Gabe von drei symbolträchtigen Objekten – einem Ring, einer Uhr und einer Nadel – um ihre Zuneigung und Hoffnung auf ein Wiedersehen auszudrücken und die Verbundenheit trotz der bevorstehenden Trennung zu bewahren.

Der Ring, die Uhr und die Nadel repräsentieren unterschiedliche Aspekte der Beziehung und der Erinnerung. Der Ring, umgeben von Haaren des lyrischen Ichs, steht für ewige Verbundenheit und soll als Talisman im „wilden Leben“ Schutz bieten. Die Uhr, mit ihrem stillen Schlag, erinnert an die Vergänglichkeit der Zeit, die jedoch die gemeinsame Vergangenheit aufrechterhalten soll. Die Nadel, mit Edelsteinen verziert, wird zum persönlichen Schmuck, der als Ausdruck der Liebe und des Schmerzes des Abschieds dient. Die Wahl dieser Gegenstände ist sorgfältig gewählt, denn sie sind sowohl materielle Erinnerungen als auch Symbole für unterschiedliche Emotionen und Hoffnungen, die mit der Beziehung verbunden sind.

Das Gedicht ist von einer melancholischen Stimmung geprägt, die durch die Auseinandersetzung mit dem Abschied und der Ungewissheit der Zukunft erzeugt wird. Die Zeilen „Ob unsre Wege durch das weite Leben / Nicht nach verschiednen, öden Zielen gehn“ lassen die Angst vor Entfremdung und dem Verlust der gemeinsamen Wege erahnen. Gleichzeitig zeugt das Gedicht jedoch auch von tiefer Liebe und dem Wunsch, die Erinnerung an die gemeinsame Zeit zu bewahren. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen und die Erinnerung an das Bild des geliebten Menschen, wird als Trost in der Trennung dargestellt.

Der sprachliche Ausdruck von Ahlefeld ist geprägt von einer poetischen Intensität. Die Verwendung von Worten wie „heilig“, „ewig“, „goldnes Unterpfand“ und „magisch“ verleiht den Geschenken eine besondere Bedeutung und unterstreicht die Wertschätzung der Beziehung. Die Bilder der „Schatten“ der Erinnerung und die „heimlichen Thränen“ verstärken die emotionale Tiefe des Gedichts. Die sorgfältige Auswahl der Worte und die Anordnung der Verse zeugen von der Fähigkeit der Autorin, Emotionen in Worte zu fassen und dem Leser das Gefühl des Abschieds und der Sehnsucht eindrücklich zu vermitteln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die Geschenke“ ein bewegendes Gedicht über die Komplexität von Liebe, Abschied und Erinnerung ist. Es handelt von dem Versuch, die Verbundenheit zu bewahren, auch wenn die Wege sich trennen. Die Autorin nutzt die symbolische Bedeutung der Geschenke, um ihre Gefühle auszudrücken und dem geliebten Menschen Trost und Hoffnung zu schenken. Das Gedicht ist ein Zeugnis der Kraft der Liebe, die über die Trennung hinausreicht und in der Erinnerung weiterlebt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.