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An meinen Lieblingsbaum

Von

Die Träume, die in stillen Feierstunden,
Die dunkler Schatten mir so oft verlieh,
Die süsse Ruh, die ich bei Dir gefunden,
Mein Lieblingsbaum, o die vergess′ ich nie!

Oft sah ich neben Dir die Sonne untergehen,
Entzückt von ihres Anblicks Majestät.
Oft hat des Herbstes lindes, kühles Wehen
Mit Deinem bunten Laub mich übersäet.

Vor meinen Blicken schwebten holde Bilder,
Im lichten Glanz der Jugendfantasie,
Da träumt ich mir des Schicksals Härte milder,
Und jeder Misston wurde Harmonie.

Und liebend grub ich einst in Deine Rinde
Den Nahmenszug, der in mir brannte, ein,
Auch darum wirst Du mir, Du stille Linde,
Vor allen Bäumen ewig theuer seyn.

Wenn sich in Deinen blüthenvollen Zweigen
Des Westens leiser Odem kaum bewegt,
Fühlt mein Gemüth sich durch das tiefe Schweigen
Der heiligen Natur so ernst erregt.

Dann denk′ ich all′ der Wünsche, die vergebens
In meine Seele kamen, und entflohn,
Und seufze: wär′ der kurze Traum des Lebens
Vorüber, wie so manche Hoffnung schon.

Und wäre einst nach meiner Tage Mühen,
O Baum, den stets mein Herz mit Liebe nennt,
Ein stilles Grab mir unter Dir verliehen,
Du wärest dann mein liebstes Monument.

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Gedicht: An meinen Lieblingsbaum von Charlotte von Ahlefeld

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An meinen Lieblingsbaum“ von Charlotte von Ahlefeld ist eine ergreifende Hommage an einen Baum, höchstwahrscheinlich eine Linde, und spiegelt die tiefe Verbundenheit der Autorin mit der Natur und der eigenen Vergangenheit wider. Die Verse offenbaren eine innige Beziehung, die sich durch die Erlebnisse, die der Baum als stiller Zeuge miterlebt hat, manifestiert. Die Autorin findet Trost, Ruhe und Inspiration unter den Ästen ihres Lieblingsbaumes, was im ersten Vers durch die Erwähnung der „Träume“ und der „süssen Ruh“ zum Ausdruck gebracht wird.

Die Natur wird als Spiegelbild der eigenen Seele dargestellt. Die Autorin verbindet die Schönheit der Natur, wie den Sonnenuntergang und den Herbstwind, mit ihren eigenen Gefühlen und Erinnerungen. Das Gedicht ist nicht nur eine Beschreibung des Baumes, sondern auch eine Reflexion über die eigene Jugend, die Träume und die Vergänglichkeit des Lebens. Die Autorin erinnert sich an die „holde[n] Bilder“ ihrer Jugend und die Hoffnung, dass das Schicksal milder werden möge. Dies wird durch die Zeile „Und jeder Misston wurde Harmonie“ unterstrichen.

Die Zeile „Und liebend grub ich einst in Deine Rinde / Den Nahmenszug, der in mir brannte, ein“ verdeutlicht die tiefe Verbundenheit. Die Gravur ihres Namens in die Rinde zeugt von einem bleibenden Andenken. Der Baum wird zu einem Symbol der Liebe, der Erinnerung und der Beständigkeit. Das Gedicht erreicht einen Höhepunkt in der Vorstellung, dass der Baum sogar nach dem Tod der Autorin als Grabmonument dienen könnte.

Die letzten Strophen offenbaren eine Melancholie und die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit. Die Sehnsucht nach dem Ende des Lebens und das Bedauern über vergebliche Wünsche spiegeln eine tiefe menschliche Erfahrung wider. Der Baum wird zum Zeugen dieser Gefühle und zum Ort der Hoffnung auf ewige Ruhe. Das Gedicht endet mit einem hoffnungsvollen Ausblick: Der Baum als „liebstes Monument“ wird die Erinnerung an die Autorin und ihre Liebe zur Natur bewahren.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.