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Novemberlaub

Von

Auf stöhnender Föhre fidelt der Sturm
Heulende düstre Balladen;
Es schnaubt sein Odem, nebelfeucht
Von nordischen Seegestaden.

So trübe der Himmel, als wär′s schon spät.
Die Wolken pilgern traurig.
Im Strudel taumelt verkommenes Laub
Um Baumgerippe so schaurig.

Ein letztes Blättchen am Dornenstrauch
Fröstelt in starrem Weh …
O mach ein Ende, Novembersturm!
Deck zu, du wogender Schnee!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Novemberlaub von Bruno Wille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Novemberlaub“ von Bruno Wille zeichnet ein düsteres Herbstbild, das von Melancholie und dem nahenden Ende geprägt ist. Der Sturm, als personifizierte Naturgewalt, spielt hier eine zentrale Rolle. Er ist nicht nur Wetterphänomen, sondern auch Träger von „heulenden düstren Balladen“, was dem Gedicht eine emotionale Tiefe verleiht und die Stimmung der Herbsttraurigkeit verstärkt. Die Naturbeschreibungen sind von einer expressiven Bildsprache geprägt, die das Unbehagen und die Endlichkeit hervorhebt.

Die Beschreibung des Himmels, der „so trübe“ erscheint, als sei es bereits spät, verstärkt den Eindruck von Abschied und Verlust. Die „Wolken pilgern traurig“, was eine Vermenschlichung darstellt und die allgemeine Stimmung der Hoffnungslosigkeit unterstreicht. Das „verkommene Laub“ im Strudel des Windes, das „um Baumgerippe so schaurig“ taumelt, symbolisiert den Verfall und das Sterben der Natur. Der Dichter erzeugt hier ein Gefühl der Vergänglichkeit und des Verfalls, das typisch für die Herbstzeit ist.

Der Höhepunkt der Melancholie wird durch das „letzte Blättchen am Dornenstrauch“ erreicht, das „fröstelt in starrem Weh“. Dieses Bild ist ein starkes Symbol für die Einsamkeit und das Leiden des Einzelnen angesichts des unaufhaltsamen Kreislaufs der Natur. Das Blättchen steht stellvertretend für alles, was im Angesicht des Todes und der Auflösung verloren geht.

Der abschließende Appell des Dichters an den Novembersturm, er möge ein Ende machen und alles mit Schnee zudecken, zeugt von einer tiefen Sehnsucht nach Ruhe und Stillstand. Es ist ein Wunsch nach Erlösung von dem Schmerz und der Vergänglichkeit, die durch die herbstliche Szenerie ausgelöst werden. Insgesamt ist „Novemberlaub“ eine poetische Reflexion über das Sterben, die Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach Trost in einer Welt, die von ständigem Wandel geprägt ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.