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Herbstgedanken

Von

Da ich die grüne Pracht der Bäume zärtlich liebe
Und folglich mich anjetzt im Herbst bei ihrem Fall,
Bei der Entblätterung der Wipfel überall
Und der Vernichtigung des Laubes recht betrübe,
So deucht mir doch, ob hör ich sie im Fallen
Zu meinem Troste dies mit sanftem Lispeln lallen:
„Du siehest uns von dem geliebten Baum
Nicht, um denselben zu entkleiden,
Noch um ihn nackt und bloß zu lassen, scheiden;
Ach nein, wir machen frisch und schönern Blättern Raum.“

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Herbstgedanken von Barthold Hinrich Brockes

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Herbstgedanken“ von Barthold Hinrich Brockes ist eine Reflexion über die Vergänglichkeit und den Kreislauf des Lebens, thematisiert am Beispiel des Herbstes und dem Laubfall. Der Dichter drückt zunächst seine Trauer über den Verlust des grünen Laubes aus, das er liebte. Diese anfängliche Melancholie verdeutlicht die menschliche Neigung, dem Vergehen von Schönheit und Lebendigkeit zu betrauern.

Die Wendung des Gedichts kommt durch die Personifizierung der Blätter. Sie sprechen den Dichter an und erklären, dass ihr Fall nicht Zerstörung, sondern eine Notwendigkeit ist. Ihr Abschied vom Baum dient einem höheren Zweck: der Schaffung von Raum für neue, frischere Blätter. Diese Perspektive verändert die anfängliche Traurigkeit in einen Zustand der Akzeptanz und sogar der Hoffnung. Der Laubfall wird somit nicht als Ende, sondern als Transformation und Voraussetzung für neues Wachstum dargestellt.

Die verwendete Sprache ist geprägt von einer sanften Melancholie und einer didaktischen Note. Die Wortwahl „zärtlich liebe“, „betrübe“ und „Troste“ unterstreichen die emotionale Tiefe des Gedichts. Die Personifizierung der Blätter, die „mit sanftem Lispeln lallen“, verleiht der Natur eine Stimme und ermöglicht eine poetische Auseinandersetzung mit dem Kreislauf des Lebens. Der Reim und der rhythmische Fluss des Gedichts tragen dazu bei, die Botschaft zu vermitteln.

Die zentrale Botschaft des Gedichts ist die Akzeptanz des Wandels und die Erkenntnis, dass scheinbare Verluste oft notwendig sind für neue Anfänge. Der Herbst und der Laubfall werden hier als Metaphern für die Vergänglichkeit des Lebens und die Notwendigkeit der Erneuerung interpretiert. Das Gedicht lädt den Leser ein, über die oberflächliche Trauer hinaus zu blicken und die positiven Aspekte des Wandels zu erkennen, die im Kreislauf der Natur wie auch im menschlichen Leben existieren.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.