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Unerklärbar

Von

Ich weiß es nicht, warum die Blume blüht,
Ich weiß, sie muß erblühn und Düfte spenden;
Ich weiß es nicht, warum der Stern entglüht,
Ich weiß es nur, er muß die Strahlen senden.

Ich weiß es nicht, warum die Welle fließt,
Ich weiß es nur, sie muß und darf nicht weilen,
Warum der Strom sich in das Meer ergießt,
Ich weiß es nicht, er muß zum Meer enteilen.

Ich weiß es nicht, warum so nah als fern
Dein Bild so treu im Herzen mir geblieben;
Vergebens fragst du Blume, Well′ und Stern
So weiß auch ich allein, ich muß dich lieben.

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Gedicht: Unerklärbar von Auguste Kurs

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Unerklärbar“ von Auguste Kurs beschäftigt sich mit der grundlegenden Frage nach der Sinnhaftigkeit und dem Wesen von Naturphänomenen und Gefühlen, wobei die Liebe als höchstes Mysterium hervorgehoben wird. Die Struktur des Gedichts ist klar und wiederholt sich in den ersten drei Strophen: „Ich weiß es nicht, warum…“. Diese rhetorische Figur verstärkt die Thematik des Unwissens und der Akzeptanz von Dingen, die sich unserer rationalen Erklärung entziehen.

Die Autorin zieht Parallelen zwischen den natürlichen Abläufen von Blume, Stern und Welle und dem Gefühl der Liebe. Die Blume muss blühen und Düfte verströmen, der Stern muss seine Strahlen senden, und die Welle muss fließen – all diese Dinge geschehen ohne erkennbaren Grund, als ob es eine innere Notwendigkeit gäbe. Kurs erweitert diese Logik auf die Liebe und stellt fest, dass auch sie einer ähnlichen unbegreiflichen Gesetzmäßigkeit unterliegt. Das Bild der Natur dient hier als Metapher für die Unkontrollierbarkeit und Unvermeidlichkeit der Liebe.

Im Gegensatz zu den vorherigen Strophen, die die Natur als Beispiel nutzen, rückt die letzte Strophe die persönliche Erfahrung der Liebe in den Vordergrund. Die Frage nach dem „Warum“ wird nun auf die geliebte Person übertragen: „Vergebens fragst du Blume, Well‘ und Stern / So weiß auch ich allein, ich muß dich lieben.“ Hier wird die Liebe als etwas Unausweichliches, als eine innere Verpflichtung dargestellt, die sich allen rationalen Erklärungen entzieht. Die Autorin akzeptiert die Liebe als gegeben und notwendig, als etwas, das sich nicht hinterfragen lässt, sondern einfach geschieht.

Die Schönheit des Gedichts liegt in seiner Einfachheit und Ehrlichkeit. Kurs verzichtet auf komplizierte Metaphern und verwendet eine klare, direkte Sprache. Die wiederholte Struktur und die rhetorische Frage „Ich weiß es nicht, warum…“ erzeugen einen hypnotischen Effekt und unterstreichen die Erkenntnis, dass die tiefsten Erfahrungen des Lebens, wie die Liebe, oft unergründlich sind. Das Gedicht feiert die Schönheit des Unbekannten und die Akzeptanz des Unverständlichen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.