Die Worte in den Wind
Es findet manches gute Wort
Wohl nicht die gute Statt,
Doch glaube Keiner, daß er dann
Umsonst gesprochen hat.
Die Worte, die in′s Menschenherz
Nicht aufgenommen sind,
Man nennt sie wohl mit Fug und Recht
Nur Worte in den Wind.
Doch sind sie nicht verloren, nein,
Es trägt der Wind sie fort,
Auf seinen Flügeln schweben sie
Gar leicht von Ort zu Ort.
Sie suchen dann in Nord und Süd,
Und auf und niederwärts,
Den Weg in eines Menschen Ohr,
In eines Menschen Herz.
Wenn beide offen und bereit,
Und wenn wir einsam sind,
Dann finden sie die rechte Statt,
Die Worte in den Wind.
Und so vernehmen wir denn oft,
Was uns kein Mund gesagt,
So führt uns zu des Windes Hauch,
Wonach wir lang′ gefragt.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Die Worte in den Wind“ von Auguste Kurs thematisiert die Unvergänglichkeit und die Suche nach Resonanz von Worten, selbst wenn sie zunächst nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Es ist eine Metapher für die Verbreitung von Ideen und die Hoffnung, dass auch scheinbar verlorene Botschaften ihren Empfänger finden können. Der Titel selbst deutet auf die scheinbare Vergeblichkeit des Sprechens hin, wenn die Worte vom Wind davongetragen werden, doch die darauffolgenden Strophen widerlegen diese Annahme.
Die erste Strophe beginnt mit einer klaren Feststellung: Manche Worte finden keinen direkten Widerhall. Dennoch wird betont, dass sie nicht umsonst gesprochen wurden. Dies ist der zentrale Ausgangspunkt des Gedichts, der die scheinbare Nutzlosigkeit der Worte in Frage stellt. Die zweite Strophe verstärkt diese Idee, indem sie die Worte, die nicht gehört werden, als „Worte in den Wind“ bezeichnet. Diese Formulierung dient als Ausgangspunkt für die eigentliche Kernbotschaft des Gedichts: Die Worte verschwinden nicht einfach, sondern werden vom Wind getragen, der hier als Metapher für die Verbreitung und das unaufhaltsame Weiterwirken der Worte fungiert.
Die dritte und vierte Strophe beschreiben die Reise der Worte. Der Wind, der sie fortträgt, wird als Vermittler dargestellt, der die Worte von Ort zu Ort trägt, auf der Suche nach offenen Ohren und Herzen. Die Worte nehmen eine aktive Rolle ein, sie „suchen“ und werden so zu einer lebendigen Entität, die nicht passiv verloren geht, sondern auf der Suche nach ihrem Bestimmungsort ist. Dies unterstreicht die Idee, dass Worte, selbst wenn sie zunächst nicht gehört werden, eine eigene Lebensdauer haben und ihre Botschaft möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt oder an einem anderen Ort ihre Wirkung entfaltet.
In der letzten Strophe erreicht das Gedicht seinen Höhepunkt. Die Worte, die einst im Wind verweht wurden, finden ihren Weg zu den Empfängern, die „offen und bereit“ sind. Diese Zeilen suggerieren, dass es eine Zeit und einen Ort für jedes Wort gibt, und dass die scheinbare Nutzlosigkeit in der Realität nur eine Phase des Wartens ist. Die abschließenden Zeilen, die die Erkenntnis betonen, dass wir durch den „Hauch des Windes“ Antworten auf Fragen finden, die uns lange beschäftigt haben, unterstreichen die tiefe Bedeutung der Worte und ihre Fähigkeit, selbst auf unerwartete Weise, Einfluss auszuüben. Die Botschaft ist also eine der Hoffnung und des Glaubens an die Kraft des Wortes, selbst wenn es zunächst verloren scheint.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.