Mählich durchbrechende Sonne
Schönes,
grünes, weiches
Gras.
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
Über mir … warm … der Himmel:
Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam … ganz … langsam
schließt.
Wehende … Luft … kaum merklich
ein Duft, ein
zartes . . . Summen.
Nun
bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich . . . spüre ich . . . wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
Minutenlang.
Versunken
alles . . . Nur noch
ich.
Selig!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Mählich durchbrechende Sonne“ von Arno Holz ist eine Momentaufnahme, die das sinnliche Erleben des lyrischen Ichs in der Natur einfängt. Es beschreibt eine Szene der vollkommenen Entspannung und des Einswerdens mit der umgebenden Welt, in der die Sinne sich öffnen und das Bewusstsein in einen Zustand der Auflösung und Ekstase übergeht. Die verwendete Sprache ist sparsam, aber äußerst präzise, und setzt auf die Reduktion auf das Wesentliche, um eine maximale Wirkung zu erzielen.
Der Aufbau des Gedichts spiegelt den langsamen Prozess des Eintauchens in diesen Zustand wider. Beginnend mit der Beschreibung des „schönen, grünen, weichen Gras“ und der „goldgelben Butterblumen“ wird eine idyllische Szenerie geschaffen, die das lyrische Ich in seinen Bann zieht. Die Verwendung von Adjektiven wie „weiches“ und „goldgelber“ verstärkt das Gefühl von Behaglichkeit und Wärme. Die Erwähnung des „warmen“ Himmels und des „lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig“ zitternden Weißes verdeutlicht die intensive Wahrnehmung von Licht und Wärme, die das Erlebnis prägt.
Durch die sich wiederholenden Pausen und die Häufung von Worten wie „langsam“ wird die Zeit gedehnt und die Aufmerksamkeit auf die sinnlichen Eindrücke gelenkt. Die Zeilen „Wehende … Luft … kaum merklich“ und „ein Duft, ein / zartes . . . Summen“ evozieren ein Gefühl von Leichtigkeit und Harmonie, während die abschließende Beschreibung der Sonne, die durch das Blut „rinnt“, eine Verschmelzung mit der Natur und eine Auflösung des Ichs suggeriert. Die Verwendung von Ellipsen, also Auslassungen von Worten, wie zum Beispiel „Versunken / alles“, trägt zur Intensivierung des Gefühls von Einsamkeit und Versunkenheit bei.
Die abschließenden Worte „Selig!“ sind der Höhepunkt dieses Prozesses und bringen die erreichte Glückseligkeit und den Zustand der Ruhe zum Ausdruck. Holz‘ Gedicht ist somit ein eindringlicher Ausdruck der Naturerfahrung, bei dem die Sinne geöffnet werden und das Ich sich in der Schönheit der Natur auflöst. Die besondere sprachliche Gestaltung, die durch die Reduktion auf das Wesentliche, die Verwendung von Pausen und die Anreicherung mit sinnlichen Details gekennzeichnet ist, unterstreicht die Tiefe und Intensität dieses Erlebnisses. Es ist ein Gedicht der Ruhe, der Kontemplation und des Einsseins.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.